WOCHENÜBERSICHT: LAUTSPRECHER: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Nachmittag wird vor dem Willy-Brandt-Haus gegen die Verschärfungen im Zuwanderungsgesetz demonstriert, die von der großen Koalition im neuen Gesetz verankert werden sollen. Es wäre interessant zu sehen, ob auch Linkspartei-AnhängerInnen mitdemonstrieren, deren zukünftiger Parteichef Lafontaine ja bekanntlich, als er noch im Willy-Brandt-Haus die SPD auf Linie brachte, die Verschärfung der Asylgesetzgebung betrieb, was er bekanntlich bis heute nicht bereut. Ihn kümmert somit, kann man sagen, ja wenigstens noch sein Geschwätz von gestern.
Heute Abend berichtet Zeev Milo, der als der jüdische Kroate Vladimir Müller vor dem kroatischen Ustaca-Regime fliehen musste, wie man als Jude unter den Italienern, die ja Albanien und einen Teil des heutigen Makedonien besetzt hatten, wenigstens überleben durfte. Nach dem Zusammenbruch Italiens 1943 schloss er sich den Partisanen an, 1949 jedoch ließ ihn der unter Tito vorherrschende Antizionismus nach Israel gehen. Ein wichtiges Zeitzeugengespräch!
Morgen wird im Kato über die NGOs gesprochen, allerdings sollen sie weder in Bausch und Bogen verdammt noch über den grünen Klee gelobt werden. „NGOs im Krieg: Helfer oder Beihelfer?“ lautet die sinnvolle Frage, und es werden hoffentlich auch sinnvolle Antworten gegeben.
Am Sonntag schließlich wird für den Kommunismus demonstriert, interessanterweise aber vor der Botschaft eines Landes, in dem er herrschen soll – der Botschaft Chinas. „Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!“ lautet – frei nach Knarf Rellöm – das Motto dieser Kundgebung, und lustig wäre es schon, zu wissen, welcher Kommunismus der chinesische denn eigentlich nicht sein soll. So viel jedenfalls wissen wir: Eurokommunismus ist’s nicht. Wir sind also gespannt.
Demo: Mo., 16.30 Uhr, Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße
Zeev Milo: Mo., 19.30 Uhr, Café Morgenrot, Kastanienall. 85
NGOs: Di., 19 Uhr, Kato, U-Bhf. Schlesisches Tor
Demo: So., 18 Uhr, Märkisches Ufer Ecke Brückenstr.
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