WOCHENÜBERSICHT: KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Weil experimentelle – also suchende – Musik letztlich am schönsten ist: Hier ist was Feines, aber nicht Gespreiztes. Es ist Minimalmusic und es ist Pop. Konzentration. Ohne Verspanntheit. Zärtlich. Behutsam. Der Versuch, der schieren Schönheit immer näher zu kommen, sie so lange zu umkreisen, bis sie sich anrühren lässt, von Kinn, der Gitarre von F. S. Blumm und dem Bass von Marcel Türkowsky, zu denen nun der Schlagzeuger/Vibrafonist Jan Thoben gestoßen ist. Mit den Hamburgern Jullander spielen Kinn am Samstag im Ausland. Und weil gerade das UltraSchall-Festival stattfindet, fehlt es nicht an weiteren Experimenten, die einfach unter der Rubrik „neue Musik“ zusammengefasst sind. Normalerweise natürlich ein rotes Tuch für das Rockschwein in uns, das sich aber selbst hier (in bester Gemeinschaft mit Xenakis, Stockhausen usw.) gut mästen lässt (wenn man Rock nur freigeistig hört und alle Wurzeln gelten lässt, selbst wenn die Leute heute ganz was anderes machen): Chris Cutler, war bei den Avantrockern Henry Cow der Schlagzeuger, trommelte bei Cassiber und versteht den Rhythmus so hinzutupfen, dass man gar keinen großen Punch mehr hören mag. Am heutigen Freitag präsentiert er in den Sophiensaelen sein Solo „The Great Divide“. Und den Freitag darauf kommt an gleicher Stätte Nick Didkovsky auf die Bühne, der Gitarrist von Doctor Nerve, einer ziemlich übergeschnappten Artcore-Jazzrock-Combo. Außerdem ist er beim Guitar Quartet von Fred Frith dabei (der wiederum bei Henry Cow war, Regelkreise schließen sich). Zusammen mit dem Arte Saxophon Quartett präsentiert Didkovsky seine Komposition „Ice Cream Time“. Noch mehr Experimente: UltraSchall noch nicht vorbei, und schon beginnt am Dienstag im Haus der Kulturen der Welt die Transonic-Reihe … Dabei muss man manchmal doch auch noch Punkrock hören.