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WO SICH NEUERDINGS ÄLTERE RECHTE EINBRINGENMarsch durch die Beiräte

Foto: Jungsfoto: dpa

Er kann eine lange Karriere im rechten Spektrum vorweisen. Auch in Lübeck dürfte der Rentner durch einschlägige Zuschriften an die Lokalpresse sich auch einen Namen gemacht haben. Jetzt ist es dem ehemaligen DVU- und NPD-Aktivisten Reinhard Jahnke gelungen, in den örtlichen „Beirat für Seniorinnen und Senioren“ einzuziehen.

Die Zusammensetzung des 21-köpfigen Beirats bestimmen gut 62.000 Wahlberechtigte über 60. In einer Selbstdarstellung erklärt das Gremium, es vertrete „die ältere Generation in der Öffentlichkeit, bei Gremien der Selbstverwaltung, städtischen Fachbereichen und Eigenbetrieben sowie den städtischen Gesellschaften“. Aufgabe sei es, bei der Entscheidungsfindung die Sicht älterer Menschen stark zu machen. Einmal monatlich kommt der Beirat im Rathaus zusammen und soll Alten- und Pflegeheime besuchen und sich mit Fachbereichen, Parteien, Bürgerschaft und Stadtpräsidenten austauschen.

In der Gemeinde Lüderdorf trat Jahnke 2001 zur Bürgermeisterwahl an, unterstützt von einem „Bündnis rechts“. Gute Kontakte pflegte er auch zu dem ehemaligen Freien Nationalisten und heutigem Bundesvorsitzenden der Partei „Die Rechte“, dem Hamburger Christian Worch. Auf der Internetseite der „Rechten“ ließ sich Ende vergangenen Jahres ein User namens „Reinhart Jahnke“ dahingehend aus, dass Lübecks Synagoge mit Millionen Euro renoviert werde, „die nicht von der hiesigen jüdischen Gemeinde geschultert werden“.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Ebenfalls neu im Beirat sitzt der ehemalige „Republikaner“ Oswald Becker. Den Erfolg der beiden könnte die Friedrich-Ebert-Stiftungs-Studie „Vom Rand zur Mitte“ aus dem Jahr 2006 erklären helfen: Demnach sind altere Menschen in „höheren Maße“ rassistisch und antisemitisch eingestellt; in Medien, Politik und Extremismus-Prävention erscheint derlei dagegen oft als „Jugendproblem“. Die europaweite Studie „Die Abwertung der Anderen“ von 2011 bestätigte aber: Steigt das Alter über 35, verfestigen sich rechte Ressentiments.

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