WM-Vergabe an Russland und Katar: Ermittlungen bei FIFA ausgeweitet
Die Ethikkommission der FIFA ermittelt laut Medienberichten gegen Mitglieder des Exekutivkomitees. Auch gegen Franz Beckenbauer gibt es Vorwürfe.
ZÜRICH dpa | Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes FIFA hat verschiedenen Medienberichten zufolge ihre Ermittlungen gegen hochrangige Funktionäre ausgeweitet. So soll das Gremium wegen der Korruptionsvorwürfe bei der WM-Vergabe an Russland und Katar nun auch gegen Spaniens Verbandspräsidenten Ángel María Villar Llona und den belgischen FIFA-Chefmediziner Michel D'Hooghe vorgehen.
Das berichten die Zeitungen Die Welt und der Telegraph. Nach Angaben des englischen Blattes werde neben Franz Beckenbauer auch gegen den Thailänder Worawi Makudi ermittelt. Villar Llona, D'Hooghe und Makudi sind Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees.
„Wir können das weder bestätigen noch dementieren. Das ist Sache der unabhängigen Ethikkommission“, sagte eine FIFA-Sprecherin am Donnerstag. In der vergangenen Woche hatten die beiden Ethikhüter Michael Garcia und Hans-Joachim Eckert bestätigt, dass die Untersuchungskammer „eine Reihe formeller Verfahren gegen Einzelpersonen eröffnet“ habe - ohne Nennung von Namen.
Nach Informationen der Welt, die sich auf FIFA-Kreise beruft, soll sich Llona geweigert haben, bei der Untersuchung zur Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar) mit dem US-amerikanischen Chefermittler Garcia zu kooperieren. Der 64 Jahre alte Spanier soll sich geweigert haben, Fragen zu Vorgängen vor und nach der entscheidenden Abstimmung am 2. Dezember 2010 in Zürich zu beantworten - womit er gegen den FIFA-Ethikkodex verstoßen hätte.
„Wir wissen hier nichts davon. Es wird von unserer Seite sicher keine Erklärung dazu geben. So etwas müsste zunächst die FIFA bekanntgeben“, sagte ein Sprecher des spanischen Verbandes RFEF.
D'Hooghe soll im Fokus stehen, weil sein Sohn nach der WM-Vergabe eine Stelle als Arzt in Katar erhielt. Der 68-Jährige wies in der Welt einen Zusammenhang mit seinem Stimmverhalten schon im Sommer zurück. Er habe jetzt bei der Ethikkommission „ein paar Dinge zu bereits bekannten Fällen klarstellen“ müssen, sagte er der Zeitung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Experten warnen vor Trump-Zöllen
Höhere Inflation und abhängiger von den USA
Die Brennelementefabrik und Rosatom
Soll Lingen Außenstelle von Moskaus Atomindustrie werden?
Klimagipfel in Baku
Nachhaltige Tierhaltung ist eine Illusion