WM-Kader steht fest: Andreas Beck ist raus
Es war am Ende keine schwierige Entscheidung mehr: Da mehrere Spieler sich verletzten, musste Löw nur noch einen Spieler ausmustern. Es traf den Rechtsverteidiger aus Hoffenheim.
EPPAN dpa/taz | Andreas Beck hat die WM-Niete gezogen. Joachim Löws 23 Auserwählte werden nun ohne den Hoffenheimer Verteidiger zur Generalprobe für die WM in Südafrika gegen Bosnien-Herzegowina fahren. Gegen Beck sprach nicht nur seine recht glücklose Saison bei Hoffenheim. Er gilt auch als wenig flexibler Spieler, der eigentlich nur auf der rechten Abwehrseite eingesetzt werden kann. Dies gab am Ende vermutlich den Ausschlag.
Beim letzten Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol hatte Beck am Dienstag auf dem Rasen der Sportzone Rungg noch einmal kräftig Gas gegeben, wenige Stunden später folgte der Schock für ihn: Die Weltmeisterschaft am Kap wird ohne den 23 Jahre alten Verteidiger über die Bühne gehen.
"Uns ist die Entscheidung sehr schwer gefallen, aber wir können nur 23 Spieler mitnehmen", erklärte Löw am Dienstagabend in Südtirol und ergänzte: "Andreas Beck hat eine durchwachsene Saison gespielt." Zwar kämpfte er sich im Trainingslager weiter heran, am Ende aber reichte es nicht.
Schon beim 3:0 in Ungarn war Beck nicht mehr zum Einsatz gekommen. Der Vorbereitungs-Verlierer wandte sich noch mit einigen Worten an seine Kollegen und wurde von der Mannschaft mit Beifall bedacht: "Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt."
Zunächst hatte einiges dafür gesprochen, dass Löw nach dem Ausfall von Kapitän Michael Ballack sowie der Defensiv-Kräfte Christian Träsch und Heiko Westermann in Stefan Kießling einen Stürmer streicht. "In der Abwehr habe ich genügend Alternativen", begründete Löw jedoch die Auswahl seiner 23 Spieler, die spätestens bis Mitternacht dem Weltverband FIFA gemeldet werden mussten.
"Er ist tief enttäuscht", berichtete Löw von der Reaktion des Hoffenheimer Verteidigers, der an diesem Mittwoch mit der Mannschaft von Bozen nach Frankfurt fliegen wird und dann in den Urlaub geht. "Er bekommt in Zukunft wieder eine Chance", versprach der DFB-Chefcoach.
"Für denjenigen ist es sehr enttäuschend, nachdem er drei Wochen hart gearbeitet hat", sagte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger. "Aber das spornt auch wieder für die nächsten Aufgaben an." Nach 21 Tagen Trainingslager, unzähligen Vorbereitungsstunden und drei bitteren Verletzungen wollen Schweinsteiger & Co. im letzten Test am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) gegen Bosnien-Herzegowina wieder eine schwarz-rot-goldene Welle lostreten.
"Wir brauchen Fans, die uns nach vorn peitschen. Nur mit ihnen können wir weit kommen", sagte Schweinsteiger und kündigte in der Frankfurter Arena die erste WM-Elf an: "Ich denke schon, dass wir mit der Mannschaft auftreten werden, die gegen Australien spielen könnte."
Im stürmischen Sizilien und vor allem im Frühsommer von Südtirol ist im jungen deutschen Team in drei Wochen eine fast trotzige Stimmung entstanden, die den dreimaligen Weltmeister trotz des Verletzungspechs vom dem ersten WM-Gruppenspiel am 13. Juni in Durban an zu einer Überraschung treiben soll.
"Der Kader ist immer enger zusammengerückt", betonte Bundestrainer Löw. "Am Ende muss sich auch der Spieler vor Augen führen, dass es eine Ehre und Auszeichnung war, hier dabei gewesen zu sein", erklärte Bierhoff nüchtern, bevor für den deutschen Tross an diesem Mittwoch von Bozen aus der kurze Flug nach Frankfurt und das Abschlusstraining für die WM-Generalprobe anstehen.
Der Manager, der selbst 1998 und 2002 bei WM-Turnieren als Profi dabei war, warnte davor, die gelöste Atmosphäre als Garant für eine reibungslose und erfolgreiche Endrunde zu sehen. "Die Stimmung ist gut, dass muss jetzt aber auch mit Leistungen auf dem Platz umgesetzt werden", forderte Bierhoff.
Derzeit ordnet sich selbst ein frustrierter Tim Wiese dem großen WM-Ziel unter. "Ich bin offenbar ein Verlierertyp", erklärte der Bremer zur Torwart-Entscheidung pro Manuel Neuer und beklagte eher vorsichtig, dass er den Grund für diese vom Bundestrainer bisher nicht persönlich erfahren habe.
WM-Projektleiter Löw präsentierte sich in den Vorbereitungstagen trotz aller bleibenden Fragezeichen und Baustellen entspannt und zugleich sehr fokussiert. Über einen Fluch, der über seinem Team liegen könnte, denke er gar nicht nach. "Wir werden uns weiter nicht beirren lassen", sagte der Bundestrainer. Seinen Plan hat er bisher ohne Kompromisse durchgezogen.
Schweinsteiger, der nach dem Ausfall von Michael Ballack die Chefrolle im Mittelfeld übernehmen muss, erwartet gegen die starken Bosnier um die Bundesliga-Stars Edin Dzeko, Zvjezdan Misimovic (beide Wolfsburg), Vedad Ibisevic und Sejad Salihovic (beide Hoffenheim) einen echten Test.
"Wenn es nicht so gut laufen sollte, wäre es kein Beinbruch", erklärte der Münchner. Ob Manuel Neuer im Tor stehen kann, ist unklar. Der Schalker leidet an einem Magen-Darm-Infekt.
"Auf jeden Fall ist es ein wichtiger Test", sagte Bierhoff, der sich zum Abschluss in Südtirol nochmals herzlich bei den Menschen in Eppan bedankte. "Es waren hervorragende Gastgeber", betonte der Manager. Zur letzten Trainingseinheit öffnete der DFB spontan die Tore der Sportzone Rungg, mehr als 1000 Schüler aus Eppan und einige Hundert Touristen konnten die deutschen Stars endlich live erleben.
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