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WIEDER VORWURF GEGEN SOZIALBETRIEBUntreueverdacht gegen Jugendwerks-Chef

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Chef des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks. Das gemeinnützige Unternehmen weist die Vorwürfe zurück und spricht von einem "Racheakt".

Das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) weist die Vorwürfe der Untreue gegen seinen Vorstandsvorsitzenden Siegfried Dreusicke zurück. Es bestehe keinerlei inhaltlicher und zeitlicher Zusammenhang zwischen Beraterverträgen von Dreusicke als Anwalt und der Vergabe eines Bauauftrags des EJF an dieselbe Firma, sagte am Donnerstag der Vorsitzende des Aufsichtsrats des Unternehmens, Ulrich Baßeler. "Der Vorwurf, dem sozialen Träger und der öffentlichen Hand geschadet zu haben, entbehrt jeglicher Grundlage", heißt es in einer Erklärung des Aufsichtsrats, der sich einstimmig hinter Dreusicke stellte.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Dreusicke wegen des Verdachts der Untreue. Ihm werde ein möglicher Interessenkonflikt vorgeworfen, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Er habe als Anwalt für eine Baufirma gearbeitet, die wiederum vom EJF Aufträge erhalten habe. Damit ist nach der Treberhilfe erneut ein großes Berliner Sozialunternehmen ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Laut Steltner wurden die Ermittlungen gerade erst aufgenommen, Erkenntnisse gebe es noch nicht. Auch gegen Dreusickes Frau werde ermittelt.

Dreusicke hatte nach eigenen Angaben ab September 2008 in nebenberuflicher Tätigkeit die Baufirma MBN als Anwalt beraten. Eben jene Firma hatte vom EJF im August 2008 den Zuschlag für den Bau einer Seniorenwohnanlage bekommen. Das Auftragsvolumen lag bei 2,9 Millionen Euro, erklärte das EJF.

Zur Höhe seines Beraterhonorars wollte sich Dreusicke am Donnerstag nicht äußern. Den Verdacht, dass die Anwaltshonorare als verdeckte Provisionszahlungen geflossen waren, wies er zurück. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun gehabt. Die Beratertätigkeit habe erst begonnen, nachdem der Bauauftrag vergeben worden war. Er habe zudem die anwaltliche Beratung der MBN-Zentrale in Nordrhein-Westfalen aufgenommen, den Auftrag habe aber die Berliner Niederlassung erhalten.

Das EJF führt die Anschuldigungen auf einen Zwist mit zwei ehemaligen Mitgliedern zurück, von denen man sich im Streit getrennt habe, sagte Baßeler. Er gehe davon aus, dass es sich um einen "Racheakt" handele.

Das EJF beschäftigt in Berlin und anderen Bundesländern 3.000 Mitarbeiter. Vor allem in der Kinder- und Jugendhilfe ist das Unternehmen für seine teils vorbildlichen Projekte bekannt, etwa für die Betreuung krimineller Jugendlicher in Einrichtungen in der Uckermark. Das EJF betreibt zudem Kitas und Behindertenwohnheime. 2009 hatte die gemeinnützige Aktiengesellschaft einen Umsatz von 97 Millionen Euro, der Gewinn betrug eine knappe Million Euro.

Der 68-jährige Dreusicke ist seit Jahrzehnten in führenden Positionen für das EJF tätig. Er erhält ein Jahresgehalt von 150.000 Euro. Auf die Frage, ob die Sache nicht ein "Geschmäckle" habe, sagte er: "Im Nachhinein würde ich das nicht noch einmal machen."

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2 Kommentare

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  • IN
    Ihr Name: thomas

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    Diesen sogenannten " Freien Trägern" sollte doch viel mehr auf die Finger geschaut werden.

    Wie hier teilweise eine Selbstbedienung in Form von Steuergeldern veranstaltet wird ist unvorstellbar

    Die Geschäftsleitungen schmieren in den Jugendämtern bestimmte Mitarbeiter und dieses zieht sich bis zu den Landesjugendämtern.In Brandenburg gibt es so einen "feinen" Herren, dem wurde von dem "Geschäfts- führer" eines Trägers sogar der Puffbesuch "gespon- sert. Ich könnte noch und nöcher berichten .....!

    Die Politik guckt weg - bis hin zu den Hungerlöhnen, die die wirklich Tätigen beziehen und der nicht endenden Arbeitszeit,die teilweise auch noch nicht einmal voll vergütet wird !!!!

     

    WAS SIND WIR NUR FÜR EINE FEINE GESELLSCHAFT !!!!

  • IR
    I. Reinhold

    Wenn man sich mal näher mit dem EJF beschäftigt, könnte einem übel werden. Allein die Verstrickungen von Herrn und Frau Dreusicke lassen einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Abgesehen davon, was "Klartext" von RBB ermittelt hat, gibt es so viele asoziale Geschäftspraktiken, dass es mich freut, wenn sich jemand überhaupt mal damit auseinander setzt. Nur leider befürchte ich, dass die Staatsanwaltschaft eher Frau Richterin Dreusicke den Rücken stärkt, als Herrn Dreusicke in den Rücken zu fallen.