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WAHLEN IN INDIEN: DIE RECHTE REGIERUNG VERSUCHT, HINDUS ZU EINENErfolg für nationalistische Fanatiker

„Ground Zero“ nennt die nationalistische BJP die Kleinstadt Godhra, in der am 27. Februar 58 Hindus verbrannten, nachdem Unbekannte – vermutlich Muslime – einen Pilgerzug angegriffen hatten. Die radikale Hindu-Rechte stellte den Übergriff sofort in den Kontext des weltweiten „Kampfs gegen den Terror“ und nahm ihn zum Anlass, die muslimische Minderheit Indiens ein weiteres Mal abzustempeln. Der überragende Wahlsieg im Bundesstaat Gujarat hat gezeigt, dass ihr dies gelungen ist.

Zweifellos hat dazu nicht nur der „Ground Zero“ von New York beigetragen. Indien hat in Pakistan einen Nachbarn, der sich als islamische Herausforderung der multikulturellen und säkularen Staatsidee Indiens versteht. Der blutige Kleinkrieg der Bruderstaaten in Kaschmir hat dazu beigetragen, dass gerade in einem Staat wie Gujarat, der eine lange Grenze mit Pakistan teilt, Unsicherheit und Misstrauen gestiegen sind. Diese Gefühle hat die nationalistische Regierungspartei nun geschickt genutzt. Es ist nicht das erste Mal, dass die BJP versucht, die durch Kasten, Sprachen und Klassengegensätze aufgesplitterte Hindu-Mehrheit unter ihre Fahne zu scharen und sich damit mehrheitsfähig zu machen. Vor genau zehn Jahren hatte die Zerstörung einer Moschee in der Hindu-Pilgerstadt Ayodhya ein ähnliches Zusammenscharen bewirkt. Wie damals wurden auch diesmal über zweitausend Menschen, meist Muslime, auf dem Altar dieser politischen Strategie geopfert.

Wird diese menschenverachtende Wahlpolitik nun auch in anderen Provinzwahlen angewandt, um die sinkende Popularität der BJP aufzuhalten? Zahlreiche Beobachter befürchten dies, und sie sehen bereits eine Ablösung des gemäßigten Premierministers Vajpayee voraus. Die Fanatiker in der Regierungspartei täten aber gut daran, sich an die Folgen der Hindu-Welle nach der Stürmung der Moschee vor zehn Jahren zu erinnern. Die Wahl-Lorbeeren, die sich die BJP dort geholt hatte, verdorrten rasch. Heute stellt die BJP zwar die Regierung in Delhi, muss sie aber mit 23 anderen Parteien teilen. Und ihre Wahlsiege in den Provinzen konnte sie nicht wiederholen. BERNARD IMHASLY

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