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Vorwürfe gegen US-MilitärErfolge gegen den IS geschönt?

US-amerikanische Topmilitärs sollen in ihren Berichten den Kampf gegen den IS nicht immer realistisch dargestellt haben. Sie sollen zu optimistisch gewesen sein.

Flugzeuge der US-Luftwaffe, die im Kampf gegen den IS verwendet werden, auf dem türkischen Stützpunkt in Incirlik Foto: Reuters

WASHINGTON dpa | Das Pentagon untersucht nach einem Zeitungsbericht, ob das US-Zentralkommando Erfolgsmeldungen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat geschönt hat. Analysten von Centcom, wie das Kürzel des für die Nahost-Region zuständigen Militärkommandos in Florida lautet, hätten sich im vergangenen Sommer mit entsprechenden Vorwürfen an den Generalinspekteur gewandt, schrieb die New York Times am Samstag unter Berufung auf ehemalige Geheimdienstbeamte.

Demnach sollen Vorgesetzte geheimdienstliche Einschätzungen der Analysten verändert haben, um etwa die durch Luftangriffe erzielten Fortschritte im Kampf gegen den IS bedeutender erscheinen zu lassen als sie wirklich waren. Auch Erfolge bei der Ausbildung des irakischen Militärs seien in vorteilhafterem Licht dargestellt worden.

Die Frage, ob führende Militärs der Regierung in Washington ein realistisches Bild vom Kampf gegen die Extremisten vermittelt haben, hat nach den Anschlägen von Paris besonderes Gewicht erhalten. Kritiker werfen Präsident Barack Obama vor, die Fähigkeiten des IS unterschätzt zu haben.

Ermittler untersuchen der Zeitung zufolge jetzt große Mengen von E-Mails und andere elektronische Daten, die sie sich von militärischen Servern beschafft hätten. Auch der Geheimdienstausschuss des Abgeordnetenhauses prüfe die Darstellungen von Centcom und vergleiche sie mit Einschätzungen der US-Geheimdienste.

„Neupositionierung“ statt „Rückzug“

In einem Fall sollen Analysten beim Zentralkommando beispielsweise einen Geheimbericht über den Rückzug und Kollaps der irakischen Streitkräfte im Zuge des rasanten IS-Vormarsches im vergangenen Jahr verfasst haben. Vorgesetzte hätten den Report deutlich geändert. So sei aus dem „Rückzug“ der Iraker eine „Neupositionierung“ geworden.

Analysten wiesen nach Angaben der New York Times auch darauf hin, dass die Probleme im Irak aus tiefen religiösen und politischen Spaltungen resultierten und nicht leicht militärisch gelöst werden könnten. Centcoms offizielle Haltung sei aber generell optimistisch geblieben.

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4 Kommentare

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  • Erstens ist der IS mit Bomben nicht auf die Knie zu kriegen.

     

    Zweitens scheint IS viel daran gelegen zu sein, gegen Bodentruppen der Bombardierer zu kämpfen. Auch auf diese Tour wäre kaum ein positives Gesamtergebnis zu erreichen.

     

    Drittens sind unsere Medien sehr kritiklos.Die beten die Nachrichten nach, die ihnen von Politikern und Generälen vorgetischt wird.

     

    Da erfahre ich, daß eine Bomberintervention 35 Extremisten ausgeschaltet hat. Aus anderer Quelle, daß 37 Personen getötet worden sind (der gleiche Vorgang).

     

    Wie weiß der Pilot, daß seine Bomben nur Extremisten getroffen haben? So haben die Nachrichten im Vietnamkrieg auch geklungen.

     

    In andern Situationen, z.B. Ukraine, wurde ebenfalls die Propagandamasche benutzt.

     

    Für wen halten die uns denn?

  • Irgendwie bekämpfen alle den IS und doch scheinbar niemand richtig. Bei Assad gab es schon lange Gerüchte, dass ihm ein Kampf gegen den IS lieber als gegen moderatere Oppositionsgruppen sei. Bei der Türkei haben auch unsere Medien zumindest ab und zu von der Unterstützung des IS berichtet und dass Erdogan mit dem Alibi des Kampfes gegen den IS in Wirklichkeit Kurden bekämpft. Den Russen wird ständig vorgehalten, dass sie nicht gegen die richtigen Terroristen kämpfen - und doch scheint der Vorwurf gegenüber den Russen auf jeden Fall nicht berechtigter zu sein als gegenüber den anderen Kriegsparteien. Die USA hatten ihr Engagement gegen den IS immer sehr plakativ dargestellt. Doch klärt sich das nun auch als Propaganda auf.

    Im Ergebnis benutzen viele Staaten Syrien als Bomben-Abwurf-Übungsplatz. Völkerrechtswidrig (bis auf Assad und Putin) und mit dem IS als Alibi. An die Bevölkerung denkt dort niemand (Assad und Puting natürlich auch nicht) und so wundert es weder, dass der IS weitere Städte erobert und es wundert auch nicht, dass immer mehr Menschen fliehen müssen.

  • das Niveau dieser US Experten dürfte auf dem Niveau meines minderjährigen Sohnes liegen, der son Kriegsspiel auf seinem RDS spielt

  • Auch Leser der Taz, des Leuchtturms des Jornalismus sind Euphemismen nicht abgeneigt und befinden, die Formulierung "US-amerikanische Topmilitärs sollen in ihren Berichten den Kampf gegen den IS nicht immer realistisch dargestellt haben. Sie sollen zu optimistisch gewesen sein." als sehr diplomatisch.