Vorwürfe gegen #Metoo-Unterstützer: Generalstaatsanwalt zieht sich zurück
Die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte den Produzenten Harvey Weinstein verklagt. Neue Vorwürfe richten sich nun gegen Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman selbst.
Im US-Magazin New Yorker sagten zwei Frauen öffentlich, Schneiderman habe sie während ihrer jeweiligen Beziehungen wiederholt und oftmals nach dem Konsum von Alkohol geschlagen – und zwar ohne ihr Einverständnis. Auch zwei andere Frauen äußerten mutmaßliche Misshandlungen, wollten aber anonym bleiben. Schneiderman gilt als lautstarker Befürworter der #MeToo-Bewegung, die mit den Vorwürfen gegen den Filmmogul Harvey Weinstein Form angenommen hatte.
Die zwei namentlich im New Yorker genannten Beschuldigerinnen warfen Schneiderman vor, ihnen im Falle einer Trennung mit Ermordung gedroht zu haben. Eine sagte, der Jurist habe sie gewarnt, er könne sie verfolgen und abhören lassen.
In seiner Rücktrittserklärung betonte er, die Vorwürfe abzustreiten. Sie hätten nichts mit seinem professionellen Verhalten und seiner Arbeit als Generalstaatsanwalt zu tun. Diese sei ein Ehre und ein Privileg für ihn gewesen. In einer Mitteilung an das Magazin hatte Schneiderman zudem zwar eingeräumt, an intimen Rollenspielen teilgenommen zu haben. Niemals habe er aber etwas Nicht-Einvernehmliches gemacht und er habe sich auch nicht übergriffig verhalten.
Nach dem Medienbericht hatte der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo Schneidermans Rücktritt verlangt. Es sei für ihn ab sofort unmöglich, weiter im Dienst als Generalstaatsanwalt zu stehen. „Niemand steht über dem Gesetz“, sagte Cuomo und kündigte eine sofortige Ermittlung an.
Im Februar hatte die Staatsanwaltschaft im US-Staat New York den Hollywood-Produzenten Weinstein unter Schneidermans Führung verklagt. Die Weinstein Company habe mehrfach das Recht in New York gebrochen, indem sie ihre Mitarbeiter nicht vor weit verbreiteter sexueller Belästigung, Einschüchterung und Diskriminierung geschützt habe, hieß es in der Anklageschrift.
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