Vorwahlen in Indiana und North Carolina: Druck auf Clinton wächst

Hillary Clintons Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur sind weiter gesunken: Obama triumphierte bei der Vorwahl in North Carolina, sie gewann in Indiana nur knapp.

Im Rennen mit Barack Obama gerät Hillary Clinton zunehmend ins Hintertreffen Bild: ap

WASHINGTON taz Es ist ein großer Schritt, den Barack Obama in der Nacht zum Mittwoch Richtung Präsidentschaftskandidatur genommen hat. Mit einem 14-Punkte-Sieg vor seiner parteiinternen Rivalin Hillary Clinton fiel sein Vorsprung im US-Bundesstaat North Carolina viel deutlicher aus, als es US-Wahlanalysten erwartet hatten. Der schwarze Präsidentschaftsbewerber konnte somit seine Führung bei den Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag kräftig ausbauen. Ein Umstand, den Obama in seiner Dankesrede in North Carolina selbstbewußt feierte: "Heute Abend sind wir nur noch weniger als 200 Delegiertenstimmen von der sicheren Nominierung entfernt", jubelte Obama vor begeisterten Unterstützern in der Stadt Raleigh.

Großzügig hatte der Juniorsenator seiner Konkurrentin bereits zum Wahlsieg im Bundesstaat Indiana gratuliert, als noch keiner der TV-Sender das Rennen dort für Clinton entschieden sah. Nach einem dramatischen Showdown und stundenlangem bangen Warten auf die Auszählung in nur zwei Wahlkreisen in Indiana, lautete schließlich das knappe Ergebnis: Ein Prozentpunkt Vorsprung für Clinton - und damit ein schwacher Sieg.

Clinton, die sich selbst schon zur Siegerin erklärt hatte, bevor es klar war, wirkte sichtlich bemüht, Optimismus und Freunde auszustrahlen. "Danke, jetzt es geht mit voller Fahrt ins Weiße Haus," rief die Senatorin ihren jubelnden Anhängern entgegen. Dabei war der Sieg in Indiana Pflicht für die ehemalige First Lady, um weiter im Rennen zu bleiben. Clinton bat, wie schon nach ihrem Wahlsieg in Pennsylvania Ende April, gleich zu Beginn ihrer Rede um Spenden, was neuerlichen Geldmangel vermuten lässt.

Mit seinem beeindruckenden Sieg in North Carolina feierte Obama in der Nacht zum Mittwoch sein Comeback nach Wochen eines holprigen Wahlkampfes. Obama hatten die Angriffe seiner Konkurrentin Clinton und die Kontroverse um seinen umstrittenen Pastor Jeremiah A. Wright zugesetzt. Wie die Wahlergebnisse in Indiana und North Carolina nahelegen, scheint dem Senator die Episode um den Reverend Wright jedoch nicht nachhaltig geschadet zu haben.

In seiner energetischen Rede sprach er von einem Sieg über die "Politik der Spaltung und die Politik der Ablenkung". Er habe es geschafft, sich gegen eine negative Politik durchzusetzen, bei der es darum gehe, Punkte zu gewinnen, aber nicht Probleme zu lösen. Er habe Vertrauen in die US-Bürger, dass sie die Wahrheit wählen werden, auch wenn sie "von einem Botschafter kommt, der nicht perfekt ist".

Für Obama war ein deutlicher Sieg in North Carolina deshalb wichtig, weil er die Delegierten der Demokraten davon überzeugen muß, dass er sich trotz seiner Wahlschlappen in Ohio und Pennsylvania gegen den designierten republikanischen Kandidaten John McCain durchsetzen kann. Obama kam in North Carolina auf 56 Prozent, Clinton auf 41 Prozent.

Obama und Clinton haben angekündigt, ihre Bewerbung auch im Juni weiterzuverfolgen. Obama räumte ein, dass der harte Vorwahlkampf der Demokraten Spuren bei beiden hinterlassen habe. Trotzdem wollten die Demokraten als eine Partei geschlossen kämpfen. "Wir können es uns nicht leisten, dass John McCain eine Chance bekommt, die dritte Amtszeit von George Bush abzuleisten", sagte Obama.

Nach ersten offiziellen Berechnungen erhält Obama in North Carolina und Indiana mindestens 94 Delegiertenstimmen hinzu, Clinton mindestens 75. Laut Zählung der Nachrichtenagentur Associated Press kommt Obama damit auf 1.840 Delegierte, Clinton nur auf 1.684. Für die Wahl zum Kandidaten sind mindestens 2.025 Stimmen erforderlich. In den sechs noch ausstehenden Vorwahlen sind noch 217 Delegierte zu vergeben, zudem haben sich noch 270 sogenannte Superdelegierte nicht festgelegt. Obama kann derzeit auf 256 Superdelegierte zählen, Clinton auf 270.

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