Sanssouci: Vorschlag
■ Burassic Park – südafrikanisches Kabarett
Irgendwie müssen Südafrika und Deutschland doch mehr miteinander zu tun haben, als ihnen lieb ist. Pieter-Dirk Uys, südafrikanischer Kabarettist, jedenfalls zieht gerne den Bogen zum sich vereinigenden Deutschland und dessen Problemen: „Unsere Ossis sind auch noch schwarz.“ Das Programm, „satirischer Alptraum“, ist Abgesang auf die Apartheid wie auch Persiflage des neuen, „gewendeten“ Kaps der Guten Hoffnung. Uys spricht Deutsch, doch zum besseren Verständnis seines abgrundtiefen Humors sind fundierte Englischkenntnisse hilfreich. Der Sohn einer deutschen Jüdin und eines Buren – „also gleich zwei auserwählten Völkern zugehörig“ – macht seit den 70ern Kabarett, wurde schikaniert und zensiert, konnte aber dennoch mehr oder weniger unbeschadet die Wege der „Pretoriastroika“ begleiten.
Uys ist Meister der Grautöne – und des Grauens. Nie war Apartheid einfach komisch, sondern immer absurd. Wer im Theater darüber lachte, auf den konnte draußen der Tod lauern. Noch heute kann sich Uys nicht von „alten“ Figuren wie Ex-Präsident P.W. Botha, Urvieh des Burassic Park, trennen. Immer wieder innovationsfähig auch seine beste Erfindung Evita Bezuidenhout, Mitglied der Nationalpartei. Glanzstücke seines Kuriositätenkabinetts sind natürlich die „Neuen“: de „Clown“ Klerk, Winnie Mandela, die Rachsüchtige, oder der selig grinsende Desmond Tutu, der Rechtsradikale, der deutsche Tourist und der Folterer, der sein Opfer bei einem Paul-Simon-Konzert wiedertrifft. Mit sparsamer Kostümierung, einem Lippenstrich und Perücke präsentiert Uys ein subversiv-ironisches, manchmal brutales Programm. Südafrikanische Travestie, verkehrte Welt: „Jahrelang haben wir euch zugesehen, wie ihr alles kaputtgemacht habt. Jetzt sind wir dran, und wir können es besser machen“ (Winnie Mandela). Zufall, daß er einen nahezu verschont: den heiligen Nelson, der „so gut ist, daß selbst Mutter Theresa neben ihm zur Hure wird“. Andrea Seibel
Foto: Programmheft
Negerküsse – ein satirischer Alptraum, 17.–21.11., 24. bis 28.11., 21 Uhr im Mehringhoftheater, Gneisenaustraße 2a, Kreuzberg.
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