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SanssouciVorschlag

■ „Können Sterne lügen?“ – Vortrag im Planetarium am Insulaner

„Ach, du bist Wassermann. Das hab' ich mir gleich gedacht.“ Es gibt Menschen, die einen auf Partys ignorieren, wenn man ein Sternzeichen hat, mit dem sie nicht „harmonieren“. Arme, aber harmlose Irre. Laut Focus bekunden auch 14 Prozent aller Unternehmensberater, daß ihre Gutachten auf Sternenkonstellationen beruhen. Das ging den echten Sternguckern von der Sternwarte am Insulaner dann doch zu weit. Weil viele immer noch Astrologie und Astronomie durcheinanderkriegen, schütteln die Sternwärter selbst die Begriffe durch: „Können Sterne lügen?“

Der Halleysche Komet – Blender oder Orakel? Foto: taz-Archiv

Wir sitzen unter der Kuppel des Planetariums. Es gibt Bier, man fühlt sich, als wäre man irgendwo im Süden. Das Funkeln der Sterne fehlt allerdings; es bleibt ein künstliches Firmament. Draußen regnet es bestimmt wieder aufs Fahrrad. Herr Schumann, Physik- und Mathelehrer, läßt die Kunststerne rotieren und simuliert den Sonnenaufgang. Wie auf der Enterprise geht es in „Sternzeit“ vor- oder rückwärts. In Sekunden versetzen wir uns 4.000 Jahre zurück. Und hier naht die erste Sternstunde Schumanns, der den Besuchern klarmachen will, daß Astrologie Betrug sei: Ein Sterntag ist circa vier Minuten kürzer als unser Tag. Deswegen weichen die realen Sternbilder von den Sternzeichen, die diesen Tagen zugeordnet werden, ab. Vor 4.000 Jahren wäre ein heutiger Skorpion unter dem Sternbild des Schützen auf die Welt gekommen. Die Astrologen ignorieren diese Asynchronität. Sie machen es sich einfach und drücken jedem ein Sternzeichen auf, unter dem er dann sein Leben lang in der HörZu nachschauen kann, wann ihm der nächste Unfall oder die große Liebe blüht. Dabei vergessen sie diejenigen, die unter dem Himmel des 66,5. Grades nördlicher Breite auf die Welt gekommen sind. Der Pädagoge demonstriert deren Dilemma: Morgens um acht Geborene haben noch gute Chancen auf ein Sternbild. Schlecht steht es aber um die 17-Uhr-Babys: Um diese Zeit haben sich die „Häuser“ durch die „Ekliptik“ der Sonnenlaufbahn so verschoben, daß es sie quasi nicht mehr gibt.

Nach dem Vortrag holt uns ein Blick durch das Fernrohr der Sternwarte zurück in die Realität. Nur ein Stern leuchtet durch die Wolken: der von Mercedes. Andreas Becker

Jeden Dienstag, Donnerstag und Freitag im Januar, 20 Uhr, Planetarium am Insulaner, Munsterdamm 90, Schöneberg.

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