Sanssouci: Vorschlag
■ Kleinkunst im Rahmen der ersten Berliner „Kulturbörse“
Berufsnarren, Pantomimen, Tänzer, Akrobaten und Clowns haben ab morgen bis 20. Januar ihre Zelte im Tagungszentrum Berlin-Mitte aufgeschlagen. Auf einer Kulturbörse werden die 98 Pappnasen und Keulenschwinger dann Veranstaltern und potentiellen Gönnern demonstrieren, wie hoch ihre Kunst im Kurs steht. „Wir wollen, daß die Kleinkunst endlich weg von ihrem Schmuddelimage kommt“, so Gerd Gampe, ein Mitbegründer der Kunstbörse, die dieses Jahr zum erstenmal stattfindet. Kleinkunst sei mehr als fliegende Messer zwischen Buletten und Currywurst. Die Zeit der Pausenclowns auf Kindergeburtstagen und Goldenen Hochzeiten soll endlich vorbei sein.
Auch in Freiburg, Kleve, Köln und Salzgitter gab es bereits ähnlich geartete Veranstaltungen. Für die Berliner Premiere hätten sich die Organisatoren eine stärkere Beteiligung osteuröpäischer Künstler gewünscht, um auch eine „Brückenfunktion“ zu erfüllen. Und der Senat hat eine Finanzspritze fürs nächste Jahr erst dann versprochen, wenn sich auch Artisten aus Rumänien, Bulgarien, Polen und der GUS blicken lassen. Das hat in diesem Jahr noch nicht so ganz geklappt. Nur zwei der 15 ausländischen Teilnehmer sind Osteuropäer. Die sollen jedoch vom Feinsten sein. Die KGB-Clowns, „Kleine geile Biester“, die sich auf die „Kunst der Gestik und Bewegung“ verstehen und sich schon im vergangenen Jahr beim Internationalen Zirkusfestival in Paris feiern ließen. Oder Galina Efremova-Pohle, eine Russin, die sich mit klassischer Pantomime in ihrer Heimat längst einen Namen gemacht hat. Sie und die Leute vom KGB sind – neben dem Kammertrio Nimmersatt, Diamond & Layton aus Großbritannien oder Herrmann & sein Cello aus der Schweiz – morgen bei einer Gala in der „Wabe“ zu bestaunen.
Mit dabei ist auch das Hamburger Scharlatantheater, das mit Argusaugen über die Sicherheit des Publikums wachen wird. Zusammen mit engagierten Zuschauern werden sie als aktionskünstlerischer „Wachdienst“ verdächtige Bierpullen aus dem Verkehr ziehen und ihre Ohren für das Ticken aller mitgebrachten Bomben spitzen: unsichtbares Theater. Zur selben Uhrzeit findet parallel dazu ein „Special“ im Hackeschen Hoftheater statt, bei dem der hierzulande wohlbekannte Gaukler und Illusionist Eisi Gulp u.a. auf Gruppen aus den Niederlanden und der Schweiz treffen wird: Ursus & Nadeschkin, Franssoubret, Gromaldi und die Theatergroep Ridicule. Birgit Glombitza
„Gala“, Wabe, 20 Uhr, Kulturhaus im Ernst-Thälmann-Park, Dimitroffstraße 101, Prenzlauer Berg. „Special“, Hackesches Hof-Theater, 20 Uhr, Rosenthaler Straße 40/41, Mitte.
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