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■ VorschlagNichts für Puristen: Rockers Hifi spielen in der Kulturbrauerei

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Nichts für Puristen: Rockers Hifi spielen in der Kulturbrauerei

Kunterbunt geht es zu in den späten Neunzigern. Ein wilder Stileklektizismus is in the house. Ob das nun die Drum & Bass-Produzenten Roni Size und DJ Krust sind, die sich dem Essig-Jazz von Talkin' Loud zugewandt haben, Apollo 440 mit ihrer fast schon perversen Mischung aus Heavy Metal, Dub und Jungle oder die Birminghamer Soundbastler von Rockers Hifi: Puristen haben keine Chance. Sie dürfen sich still in ihrem Kämmerlein grämen, sind doch diese Stilpotpourris auch noch immens erfolgreich.

Rockers Hifi beehren uns heute schon ein drittes Mal innerhalb eines Jahres, nachdem ihr 96er Album „Mish Mash“ bei Kritik wie auch beim Publikum recht großen Erfolg hatte. Was in der Tat ein bißchen beleidigend war für die jeweiligen Reggae-, House- und Jungle-Produzenten, denn ganz so advanced kamen die Rocker- Sounds nicht aus den Boxen gekrochen. Für Glynn Bush und Richard Whittingham, den alten Knaben an den Rockers-Reglern, war das einerlei, sie wollten sowieso nie „heilige Formen schaffen, so daß man ein Stück genau einem Genre zuordnen konnte“. Lieber rühren, mischen und sich schlau was ausdenken. Obgleich Rockers Hifi nicht ohne eine tiefverwurzelte musikalische Sozialisation sind: In den Jahren, als Punk brach, entdeckten sie wie viele Punker auch Reggae und Dub-Sounds. Diese stellen die Blaupause und Grundlage für ihr bisheriges Schaffen dar, um diese Sounds schichten sie ihre House-, HipHop- und Jazz-Schnipsel. Was dann so relaxt, mellow und erhaben klingt, daß selbst die notorischen Cappuccino-Nipper andächtig mit den Füßen wippen. Ihr neuestes Album allerdings, „The Black Album“, ein DJ-Mix aus der DJ-Kicks-Reihe des Berliner Labels STUDIO K7, kommt ihren Vorlieben am nächsten: Größtenteils ausufernde Dub-Tunes sind zu hören, feine Reggae- Samples und grottentiefe Bässe. Dazu toastet ihr Stamm-MC Frada P, was die Stimmbänder hergeben. Zurück in die Zukunft, und die heißt bei Rockers Hifi eher Dub als Chart-Pop. Gerrit Bartels

Ab 21 Uhr, Kulturbrauerei

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