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■ VorschlagMeilenstein afrokubanischer Musik: Tito Puente spielt im Tränenpalast

„Ich mag Titel wie ,König der Salsa', ,König des Mambo' nicht. So ein Titel lastet wie ein Gewicht auf der Kreativität. Denn nun ist der Musiker gezwungen, besser zu spielen als alle anderen Kollegen. Da wird die Erwartungshaltung des Publikums einfach zu groß.“ Tiefzustapeln braucht Tito Puente wahrlich nicht. Auch ohne Titel zählt er zu den populärsten Wegbereitern der lateinamerikanischen Musik.

Zwar wurde Ernestito Puente 1923 im New Yorker Stadtteil Spanish Harlem geboren, aber bereits als Teenager spielte er in Miami Rumbas, Mambos, Tangos und Walzer, bereiste das nahe gelegene Kuba, schöpfte Technik und Kreativität sozusagen aus der Quelle. Er entwickelte einen präzisen Sinn für Rhythmus und Dynamik, vervollkommnete seine Kenntnisse am Juillard-Konservatorium in New York und war kurze Zeit bei Machito's Afro Cubans. 1949 gründete er seine erste eigene Band, die Picadilly Boys. In den fünfziger Jahren war er der Star im New Yorker Palladium Ballroom, wetteiferte mit Tito Rodriguez um die Krone. Puente adaptierte Modetänze wie den Cha-Cha-Cha, komponierte und bespielte Unmengen von Platten. „Puente In Percussion“ mit Mongo Santamaria und Willie Bobo gilt als Meilenstein afrokubanischer Musik. Eine ganze Modewelle wurde ausgelöst, zahllose Rhythm & Blues- und Rock- 'n'-Roll-Bands nahmen Mamboplatten auf. Puente trat auch im Birdland auf: „Ich versuchte, Latin Music und Jazz zu verheiraten. Die typische lateinamerikanische Musik ist hauptsächlich Rhythmus und nicht so ausdrucksstark, harmonisch oder melodisch wie Jazz.“ 1971 kam Santana mit Puentes „Oye Como Va“ in die Popcharts: „Er ist damit für die Popularisierung der Musica latina verantwortlich.“

„Das Wort Salsa“, so Puente weiter, „ist nur ein Modebegriff, um dieser Musik einen kommerziellen Namen zu geben.“ Sein Instrument sind die Timbales, ein unten offenes Trommelpaar auf Ständern, die mit Claves (gleich starken Holzstöcken) im Stehen behämmert werden. Zwischen sein explosives Perkussionsspiel streut der Leiter des Latin Jazz Ensembles auch Jazzklassiker wie Coltrane's „Giant Steps“ oder Popmelodien wie „On Broadway“ ein. Manchmal entsteht dabei der Eindruck, daß Puente Geschwindigkeitsrekorde brechen will, so schnell wirbeln seine Arme über die Trommeln. Akustisch und optisch ein Genuß! Norbert Hess

21 Uhr, Tränenpalast, Reichstagsufer 17 (Mitte)

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