: Vorschlag: Fußball spielen
■ Der Hamburger SV spielt heute gegen Juventus Turin in der Champions League und verdient dabei mindestens 27 Millionen
Heute um 20.45 Uhr also ist es endlich soweit: Der Hamburger SV darf erstmals in seiner cirka 113-jährigen Geschichte an einem Champions-League-Spiel teilnehmen. Und dann auch noch gegen Juventus Turin. Der Ausflug in die Geschichte ist an dieser Stelle obligatorisch: Athen, 1983, Magath geht vorbei, trifft nach 8 Minuten, 1:0 Endstand, der HSV besiegt Juve, Europapokal der Landesmeister. So, das wäre abgehandelt, wir schalten um in die Jetztzeit.
Bei den Spielern kribbele es schon, wusste Trainer Frank Pagelsdorf gestern zu berichten, bei ihm selber stelle sich dieses Gefühl erst am Spieltag, mithin heute, ein. Aber vom Stellenwert her sei dieses Match für den Verein und Hamburg im Allgemeinen eine große Sache. Zu Fragen der Taktik gab sich der Coach dagegen gewohnt wortkarg. Alle Spieler seien fit, die Mannschaft werde das gewohnte System spielen und da es ein Heimspiel sei, werde man sich nicht hinten reinstellen. Nach einem Geheimrezept gefragt antwortete er: „Fußball spielen würde ich vorschlagen, das wäre sehr gut.“
Aber auch Turins Trainer Carlo Ancelotti lässt sich nicht in die Karten blicken. Wer heute Abend aufläuft wollte er gestern noch nicht verraten. Gesetzt sind wohl Torhüter Edwin van der Sar, dessen Kollege in der niederländischen Nationalmannschaft Edgar Davids, der Kapitän und Abwehrorganisator Ciro Ferrara und Mittelfeldstar Zinedine Zidane, Welt- und Europameister und Europas Fußballer des Jahres 1998. Im Sturm konkurrieren Alessandro del Piero, Filipo Inzaghi und David Trezeguet, der im EM-Finale das Golden Goal der Franzosen gegen die Italiener erzielte. Der HSV wird es schwer haben gegen ein All-Star-Team, wie man es in Hamburg lange nicht mehr gesehen hat. Doch wie sagte van der Sar: „Unter uns Holländern sagt man: 'Wenn ein Deutscher scheinbar tot am Boden liegt, kann er immer noch aufstehen'.“
Weniger geheim als die Aufstellungen sind die Summen, mit denen der HSV kalkulieren kann. Für die Qualifikation erhalten die Rothosen 1,8 Millionen Mark, für jedes Spiel einen Antrittsbonus von 600.000 Mark. Am Fernsehgeld sind die Hanseaten mit 15 Millionen beteiligt, ein vollbesetztes Stadion bringt rund drei Millionen. Auch ohne Torerfolg würden somit rund 27 Millionen Mark auf den Konten zusammenlaufen – für Unentschieden, Siege und Qualifikation für die kommenden Runden entsprechend mehr. Geldvermehrung à la UEFA: Auch der HSV profitiert prächtig davon. else
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