Vormundschaft von US-Sängerin: Ist Britney #free?

Der Vater der Sängerin Britney Spears will von seiner Vormundschaft zurücktreten. Das bedeutet aber nicht, dass der Streit mit ihr geklärt ist.

Britney Spears

Britney Spears Foto: Chris Pizzello/ap

13 Jahre war Jamie Spears, Vater der Popkünstlerin Britney Spears, der rechtskräftige Vormund seiner erwachsenen Tochter. Seit Jahren versuchte Britney Spears sich von dieser Fremdbestimmung zu befreien, wie heute bekannt ist. Seit 2019 versucht sie es auf gerichtlichem Weg. Viele Fans und Un­ter­stüt­ze­r:in­nen forderten unter dem Hashtag #FreeBritney dasselbe.

Nun haben Jamie Spears Anwälte vor einigen Tagen erklärt: Der Vater werde von seiner Vormundschaft über die Finanzen seiner Tochter Britney zurücktreten. Die Erklärung wurde am Donnerstag veröffentlicht. Das scheint wie ein Durchbruch für die Sängerin. Aber ist Britney Spears ihren Vater damit los? Kann sie wieder selbstbestimmt leben? Von vielen Seiten gibt es Vermutungen, dass Kalkül hinter Jamie Spears Ankündigung steckt. Und es gibt Zweifel, dass die Vormundschaft hier enden wird.

Im Jahr 2008 wurde Weltstar Britney Spears nach Sorgerechtsstreits und Ausfällen in der Öffentlichkeit in eine Klinik zwangseingewiesen. Ihr Vater Jamie Spears wurde zu ihrem legalen Vormund und verfügt seitdem frei über die Finanzen der Multimilionärin. 2017 entwickelten sich in Online-Fangemeinden Theorien, Britney Spears sende über ihre Social Media-Kanäle unterschwellige Botschaften und bitte so um Hilfe. Diese Gerüchte wurden nie wirklich bestätigt, aber die #FreeBritney-Bewegung entstand. Deren Ziel ist es seitdem, Aufmerksamkeit für die Situation der Sängerin zu schaffen. Und: Britney Spears aus der Vormundschaft zu befreien.

2019 trat dann Jamie Spears von der persönlichen Vormundschaft über Britney zurück und war seitdem nur noch finanzieller Vormund. Im selben Jahr veröffentlichte die New York Times Informationen aus vertraulichen Gerichtsakten, die zeigten, dass Britney Spears schon länger versucht hatte, gegen die Vormundschaft vorzugehen. Und dass möglicherweise stark in ihr Leben und ihre persönliche Freiheit eingegriffen wurde: Von der Farbe ihrer Küchenzeile, bis hin zu den Menschen, die sie daten durfte, so berichtete die BBC.

Die Sängerin erhebt schwere Vorwürfe

Im Februar 2021 erschien die Dokumentation „Framing Britney Spears“ von der New York Times und lenkte eine größere Aufmerksamkeit auf die eigenartige Vormundschaft. Im Juni äußerte sich Britney Spears zum ersten Mal selbst in einer Anhörung. Mit schweren Vorwürfen: Sie sei zu einer Tour gezwungen worden, man habe ihr gegen ihren Willen Medikamente verabreicht. Sogar in die Entscheidung der 39-Jährigen, noch ein Kind zu bekommen, soll eingegriffen worden sein. „Die Leute, die mir das angetan haben, sollen nicht so leicht davon kommen,“ sagte Britney Spears in der Anhörung, wie Variety berichtet.

Bald wurde Britney Spears das Recht auf einen eigenen Anwalt zugestanden. Ihr neuer Anwalt Mathew Rosengart stellte einen Antrag an das Gericht, dass Vater Jamie Spears als Vormund entfernt werden sollte. Am Donnerstag nun wandten sich die Anwälte von Jamie Spears an das Gericht in Los Angeles: Es gebe zwar aus ihrer Sicht keine faktischen Gründe, die Vormundschaft zu beenden, aber Jamie Spears beabsichtige, mit dem Gericht zu kooperieren, um einen geordneten Wechsel des Vormunds zu garantieren. Es wird also wohl eine neue Vormundschaft für die Sängerin geben. Jamie Spears hat nicht angegeben, wann er vorhat, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Manche vermuten: Der freiwillige Rücktritt könnte ein Versuch von Jamie Spears gewesen sein, einem offiziellen gerichtlichen Entzug der Vormundschaft zu entgehen. So vermutete ein Anwalt, zitiert vom Hollywood Reporter: Mit dem freiwilligen Rückzug wolle Jamie Spears den Antrag von Anwalt Rosengart entkräften. In der Hoffnung, dass das Gericht dem dann nicht folge leistet.

Außerdem steht die Frage im Raum, ob Jamie Spears sich an seiner Tochter bereichert hat. Sein Entgegenkommen kann also auch das bedeuten: Angst, dass Genaueres darüber bekannt wird, wie Britney Spears' Familie ihre Einnahmen tatsächlich verwaltet und verwendet hat.

Anwalt kündigt weitere Untersuchungen an

Britney Spears Anwalt Rosengart äußerte sich am 12. August zu Jamie Spears Ankündigung wie folgt: Er sei froh, dass Jamie Spears bereit sei, als Vormund entfernt zu werden. Allerdings werde er, Rosengart, seine Untersuchungen fortführen, „wie Mr. Spears Millionen von Dollar aus dem Besitz seiner Tochter eingeheimst hat.“

In jedem Fall hat Britney Spears inzwischen eines auf ihrer Seite: Die Öffentlichkeit. Letzte Woche teilte die Künstlerin ein kurzes Video, in dem ein Mann eine pinke #FreeBritney-Fahne wehen ließ. Dazu schrieb sie: „Ihr wisst nur die Hälfte“, drei Ausrufezeichen. 10 Millionen Menschen haben es gesehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.