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Vorletzter Tag der ParalympicsMedaillen sind nicht alles

Der blinde Biathlet Willi Brem wird in Sotschi die deutsche Fahne bei der Abschlussfeier tragen. Am Samstag verpasste er mit der Langlauf-Staffel allerdings einen Podestplatz.

Unterwegs in Sotschi: Wilhelm Brem (links) mit seinem Begleitführer und Trainer Florian Grimm Bild: dpa

KRASNAJA POLJANA dpa | Die deutschen Paralympioniken sind am vorletzten Tag der Sotschi-Spiele wie befürchtet ohne Medaille geblieben – und haben dennoch für eine kleine Überraschung gesorgt: Biathlet und Langläufer Wilhelm Brem, der in Russland bisher keinen Podestplatz einfahren konnte, darf bei der Abschlussfeier an diesem Sonntag die deutsche Fahne ins Fischt-Stadion tragen.

„Damit möchten wir seine langjährigen Leistungen im paralympischen Sport würdigen. Willi ist ein toller Sportsmann und ein Vorbild für unsere jungen Athleten“, kommentierte Chef de Mission Karl Quade am Samstag. Brem hatte unmittelbar vor der Verkündung mit der Langlauf-Staffel über 4 x 2,5 Kilometer als Fünfter knapp Bronze verpasst.

Für den blinden 36-Jährigen ist es bereits der sechste Auftritt bei Paralympischen Spielen. Der Physiotherapeut gewann insgesamt acht Medaillen, darunter drei goldene – beim Sotschi-Großereignis war er bisher allerdings glücklos geblieben. In Krasnaja Poljana hat Brem am Sonntag im Langlauf über 10 Kilometer noch eine letzte Chance. „Er hat eine exzellente Karriere hingelegt. Es ist noch offen, ob er weitermacht. Wir haben uns absichtlich für jemanden entschieden, der vielleicht seine letzten Spiele gemacht hat, um ihn in dieser Form noch mal auszuzeichnen“, betonte Quade.

Ohne Spitzenplatzierung blieben die Alpin-Männer bei den Paralympics. Im abschließenden Riesenslalom belegte Thomas Nolte in der sitzenden Klasse als bester Deutscher den achten Rang. Georg Kreiter, der sich nach dem ersten Lauf als zwischenzeitlich Vierter noch Hoffnungen auf einen Podestplatz machen konnte, schied aus. Franz Hanfstingl verzichtete nach seiner Rippenverletzung aus Vorsichtsgründen erneut auf einen Start. Beim Einfahren vor dem Start waren die Schmerzen wieder aufgetreten. „Schlimmer als vorher“, klagte der Abfahrts-Weltmeister von 2013.

„Schade, aber Medaillen kann man nicht erzwingen“, urteilte Quade. Bis zuletzt hatte der deutsche Verband seine Hoffnungen in Kreiter gesetzt, der im Riesentorlauf Mitte des zweiten Durchgangs aber auf der Piste wegrutschte und aus dem Wettbewerb ausschied. Ihre Gold-Bilanz könnte dafür am Sonntag Anna Schaffelhuber weiter aufbessern: Nach Triumphen in Abfahrt, Super-G, Super-Kombination und Slalom ist die 21-Jährige auch im Riesenslalom die Topfavoritin.

Am vorletzten Paralympics-Tag bewies Russlands Staatspräsident Wladimir Putin erneut sein Gespür für Gold: Der Kremlchef kam gerade rechtzeitig ins Langlauf-Stadion, um den erwarteten Sieg der russischen Staffel in der offenen Klasse mitzuerleben. Dabei gab er sich volksnah: Begleitet von Sportminister Witali Mutko beklatschte er inmitten der Zuschauer auf der voll besetzten Tribüne den Erfolg des Quartetts um Roman Petuschkow, der beim sechsten Start seine sechste Goldmedaille gewann. Die Russen führen wie erwartet überlegen den Medaillenspiegel bei ihren Heim-Paralympics an.

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