■ Vorlauf: Noch ein RTL-Primat
„Kommissar Schimpanski“, So., 20.15 Uhr, RTL
Schon die Promotion für die neue Krimiserie „Kommissar Schimpanski“ gebärdete sich grotesk. RTL bestellte die Pressevertreter in den Hamburger Riesenzoo Hagenbecks Tierpark, um den Schimpansen Chubs vor adäquater Kulisse begutachten zu lassen. Denn der fünf Jahre alte Affe, beim Vorführtermin zunächst in weiße Wegwerfwindel und schwarze Lederjacke gekleidet, spielt die zentrale Person in der neuen TV-Staffel.
„Das Tier ist gerade sehr sensibel und in der Pubertät“, raunte jemand, und die anderen Senderaffen erzählten, daß es Chubs blendend gehe und er von amerikanischem Fachpersonal in Hollywood ausgebildet worden sei. Beim Fototermin wurde Chubs dann in einer Telefonzelle plaziert und permanent von seinem Trainer mit „Look here“-, „Sit up“- oder „Smile“-Kommandos tyrannisiert. Das degenerierte Tier kümmerte sich allerdings einen Dreck drum.
Doch auch ein Schimpanse kann nicht alles rausreißen. Zu simpel sind Kameraeinstellungen, zu lahm die Dialoge. Und im Pilotfilm „Diamantenjagd“ muß erst einmal erklärt werden, warum sich auch in den künftigen sieben Folgen ein Affe zäh durch den Plot hangelt. Unbegreiflich bleibt auch, wieso sich Claudine Wilde als spürnasige Anna Berger zu einer völlig verkorksten Kombination einer Barbiepuppenfehlpressung und einem sauerstoffblonden Heike- Makatsch-Double hat abtakeln zu lassen. Dabei hat sie doch ihr schauspielerisches Talent als Drogensüchtige in dem hervorragenden Fernsehfilm „Tödliche Wende“ (ARD) längst unter Beweis gestellt. Eine ebenso banale Figur verköpert Thure Riefenstein, der in der Rolle des Kommissars Christian Hartmann eher an ein Patrick-Swayze-Plagiat erinnert.
Welcher RTL-Primat hat bloß geglaubt, daß sich die Quotenhits „Tatort“, Tierfilm und „Daktari“ zu einem Erfolg mit dem Titel „Kommissar Schimpanski“ addieren lassen? Wer trotzdem Lust auf behaarte Brust und Beine hat, dem sei als bessere Wahl ein Schimanski-Klassiker aus den achtziger Jahren empfohlen. Caroline Schmidt-Gross
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