■ Vorlauf: Keine Igitt-Probleme
„Die Schule am See“, montags, 18.55 Uhr, ARD
Der neue Austragungsort der ARD im Wettlauf um die Werbemillionen am Vorabend heißt „Prinzenhaus“. Das hört sich Klassen besser an als „Luisen-Gymnasium“ und macht auch mehr her als die ZDF-Fertigbauschule, wo dienstags „Unser Lehrer Dr. Specht“ den Übervater markiert: Das Prinzenhaus ist eine Barockresidenz, beim echten Internat Schloß Plön am Plöner See gelegen. Es war wirklich einmal die Prinzenschule der Preußen und läßt sich als Kulisse immer wieder mindestens so malerisch einblenden wie die „Schwarzwaldklinik“.
Auch sonst ist in der „Schule am See“ alles ziemlich toll, und alle 18 Folgen gehen gut aus. Das sei sehr wichtig, verrät dazu der ARD- Vorabendredakteur Bern Gleim, weil Tests ergeben hätten, daß Seriengucker den Wunsch haben, daß sich Probleme lösen. Natürlich nicht solche Igitt-Problemfälle wie sonst häufig in Jugendserien üblich, sondern eher solche wie im Landschulheim, wo man schlimmstenfalls nach Hause geschickt werden kann. Also „auf jeden Fall ein Kontrast zu Dr. Specht“.
Im „Prinzenhaus“ tummeln sich also moderne Prinzen und Prinzessinnen, die aber doch nicht ganz glücklich sind. Ihre Eltern sind „erfolgreiche Chefarzt-Ehepaare“ und „berühmte Dirigenten“ oder haben zumindest ständig geschäftlich in New York zu tun. So haben die armen, reichen „Prinzenhäusler“ nur sich selber, sollen aber von ihrem unverständigen Direktor auseinandergerissen werden und proben deshalb den Aufstand. Da kommt Mareike Carrière als neue Lehrerin, nicht aus dem „Großstadtrevier“, wo sie als bezopfte Jungpolizistin „mit sanfter Strenge“ wirkte, sondern aus Japan. Das finden die „Prinzenhäusler“, die sie zunächst aussperren, dann doch toll. Und weil sie sich dann, wieder mit sanfter Strenge, gegen den Direktor durchsetzt, akzeptieren sie die Mareike schließlich, so daß sie in der 18. Folge sogar Direktorin werden soll.
Das findet auch der ARD- Koordinator Vorabend, Peter Werner, ganz prima. Das sei nämlich „die Chance, auch bei den Werbeeinnahmen immens zuzulegen“ – Fortsetzung vorprogrammiert. Ulla Küspert
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