■ Vorlauf: Für 80-Jährige
„Einfach Klasse“, heute, am 6. und 8. September, 20.15 Uhr, ZDF
Die Schule ist der perfekte Ort für Episodenfilme, wie sie das Fernsehen liebt: Es steht ausreichend Personal aller Altersklassen und Schichten zur Verfügung, und vom Hausmeister über den Direktor bis hin zur höheren Tochter lassen sich alle handelnden Figur mit den passenden Dramen verknüpfen. Drogen, Liebe, Existenzsorgen – was auch sonst fehlt einem schönen Stück Pantoffelkino zum Glück?
Deshalb ist seit Jahren der „Lehrer Doktor Specht“ beim Publikum erfolgreich, deshalb sehen Millionen den „Marienhof“, und deshalb hat das ZDF jetzt den Dreiteiler „Einfach Klasse!“ auf den Weg gebracht. Freilich kommen die Episoden von Autor Michael Baier („Mit Leib und Seele“) derart altmodisch daher, dass man fast schon an eine Wiederholung aus dem ZDF-Archiv glauben möchte.
Das Hamburger Gymnasium „Walter von der Vogelweide“ leidet unter Lehrermangel. Um den Abiturjahrgang zu retten, bietet sich ein Industrieller an, die nötige Aushilfe zu bezahlen – schon damit es dem Töchterchen Laura auf dem Weg zur Hochschulreife an nichts mangelt. Die hat freilich nichts Besseres zu tun, als sich in den neuen Aushilfslehrer Heine (Pressetext: „Ein begnadeter Pädagoge“) zu verlieben.
Nichts ist hier originell: weder die Probleme (die reiche Tochter kokst) noch die Lösungen (saturierte Sekundaner motiviert man mit einer Werbekampagne „Gegen rechte Gewalt“). Nicht einmal die Regie des Youngsters Michael Rowitz (Jahrgang 1967) versucht, dem lieblichen „Doktor Specht“-Look des ZDF etwas entgegenzusetzen. Junge Schauspieleleven debütieren als Pennäler, und ein Kollegium freundlicher Mittdreißiger (Heio von Stetten, Catherine Flemming, Oliver Korittke) rettet hochmotiviert die Ehre der pädagogischen Zunft. Hier wird das Fernsehen der Achtziger bemüht für Zuschauer, die schon in den Achtzigern sind. Wie wohl Hannelore Hoger dazu überredet werden konnte, das Ganze mit ihrer Rolle als die gouvernantenhafte Direktorin zu adeln? Klaudia Brunst
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