Vorfall in Atomanlage im Iran: Viel Rauch um Natans
Wie kam es zu dem Brand in der Atomanlage Natans? Teheran hält sich auffällig bedeckt. Beobachter vermuten einen israelischen Sabotageakt.
Der Iran arbeitet seit mehreren Monaten daran, die unterirdische Anlage in Natans zu erweitern und sie mit leistungsfähigeren Zentrifugen zu modernisieren. Derzeit wird dort Uran auf 4,5 Prozent angereichert, womit die im internationalen Atomabkommen von 2015 vereinbarte Höchstgrenze von 3,67 Prozent deutlich überschritten wird.
Zunächst hatte Teheran versucht, den Brand herunterzuspielen. Der Vorfall habe sich außerhalb der Urananreicherungsanlage in einem einem Industrieschuppen ereignet, sagte Behrus Kamalwandi, Sprecher der Atombehörde. Die Anlage selbst habe keinen Schaden erlitten und es seien keine radioaktiven Strahlen festgestellt worden.
Israels Außenminister Gabi Aschkenasi
Demgegenüber sagten die Forscher Fabian Hinz vom kalifornischen Middlebury Institute of International Studies und Davis Albright vom Institut for Science and International Security der Nachrichtenagentur AP, dass das Feuer die Produktion von Zentrifugen betroffen habe. Sie beriefen sich auf veröffentlichte Fotos des Brandorts und Satellitenaufnahmen.
Die New York Times schrieb unter Berufung auf einen nicht genannten Sicherheitsbeamten aus einem Nachbarstaat Irans, der Brand sei durch einen Sprengkörper entstanden. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert drei iranische Informanten, die von einem Cyberangriff berichteten.
Zweideutige Signale aus Israel
Der Verdacht, es könnte sich um Sabotage handeln, wird dadurch erhärtet, dass es in den letzten Wochen mehrere Brände in militärischen und industriellen Anlagen im Iran gegeben hat, deren Ursachen nicht geklärt sind. Dies könne kein Zufall sein, meinen Beobachter und richten den Blick auf Israel.
Von dort kommen zweideutige Signale: Außenminister Gabi Aschkenasi sagte: „Wir ergreifen Maßnahmen, über die man besser nicht sprechen sollte.“ Verteidigungsminister Benny Gantz sagte: Nicht jeder Vorfall im Iran steht mit uns in Verbindung.“ Und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte wenige Stunden nach dem Vorfall in Natans, er möchte sich nicht äußern.
Am Dienstag erst gab Teheran zu, dass der Schaden in Natans „gravierend“ sei. Die Entwicklung und Produktion von Zentrifugen könne auf mittlere Sicht beeinträchtigt werden, sagte Kamalwandi. Doch nach wie vor wird über den vermuteten Täter geschwiegen. Sonst müsste man entsprechend reagieren, was mit großen Risiken verbunden wäre, sollte tatsächlich Israel hinter den Vorfällen stehen.
Trump will neuen Atomdeal
Iran befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage. Neben dem Druck, der durch die US-Sanktionen auf das Land ausgeübt wird, hat sich der Konflikt über das iranische Atomprogramm zugespitzt. Die Internationale Atombehörde (IAEA) gab in ihrem jüngsten Bericht bekannt, dass Iran achtmal mehr Uran angereichert hat, als im Atomabkommen erlaubt.
Zudem kritisierte sie, dass Teheran den Inspektoren den Zugang zu zwei Anlagen verweigere. Das seien eindeutige Verstöße gegen das Abkommen. Sollten diese Verstöße dem UN-Sicherheitsrat gemeldet werden, könnte der Rat beschließen, die ruhenden UN-Sanktionen wieder zu aktivieren. Darauf drängen die USA und Israel. Sollte dies geschehen, wäre der Zusammenbruch der iranischen Wirtschaft kaum zu verhindern.
Zudem versucht Washington, „mit allen Mitteln“ zu verhindern, dass das Waffenembargo gegen den Iran“ wie im Atomabkommen vereinbart im Oktober aufgehoben wird. US-Außenminister Mike Pompeo erklärte im Juni: „Sollten die Mitglieder des Atomabkommens einer Verlängerung des Embargos nicht zustimmen, werden wir alle unsere diplomatischen Möglichkeiten einsetzen, um eine Aufhebung zu verhindern.“
US-Präsident Donald Trump versucht den Druck auf den Iran zu erhöhen, um Teheran noch vor der US-Wahl im Oktober zu Verhandlungen über ein neues Abkommen zu zwingen. An die iranische Führung gerichtet twitterte er: „Wartet nicht bis zur nächsten Wahl, um ein großes Abenteuer zu erzeugen. Ich werde siegen, jetzt könnt ihr ein besseres Abkommen erzielen.“
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