piwik no script img

Vorbereitung der Wahl in BerlinDas Protokoll erfordert drei Anrufe

Die Wahl­hel­fe­r:in­nen werden vor der Wahl extra geschult. Sie müssen viele Punkte genauestens beachten, so umständlich das erscheinen mag.

Auch, wenn es unpraktisch aussieht: Wahl­hel­fe­r*in­nen bei der Arbeit Foto: dpa

„Das ist ja das Unpraktischste, das ich je gehört habe“, seufzt eine Teilnehmerin der Wahl­hel­fe­r:in­nen­schu­lung. Seit anderthalb Stunden sitzen rund 50 Freiwillige im Kulturzentrum Weißensee und lassen die Powerpoint-Präsentation von Nadine Lathan, Mitarbeiterin des Bezirksamts Pankow, auf sich einprasseln. Sie haben sich als Wahl­vor­ste­he­r:in­nen oder Schrift­füh­re­r:in­nen zum Dienst bei der Wiederholungswahl gemeldet. Die Schulung gibt es für Wahlvorstände immer.

Das Unpraktische, das die Teilnehmerin kritisiert, ist Teil des Protokolls am Wahltag. Bei der Auszählung der Stimmzettel müssen die Hel­fe­r:in­nen nach jedem Block die Zahlen durchgeben. Sie zählen die Erststimme für das Abgeordnetenhaus, tragen alles in ihre Tabellen und Listen ein, rufen in der Meldestelle an und geben die Zahlen durch. Dann kommt die Zweitstimme, dann die Bezirksverordnetenversammlung.

Warum nicht erst alle Stimmzettel zählen und dann gemeinsam melden? „Mit dem System haben wir gute Erfahrungen gemacht“, entgegnet Marc Albrecht, Leiter des Bezirkswahlamtes. „Aber bei Ihnen kommt man doch nie durch!“, ruft ein Teilnehmer rein. „45 Personen nehmen die Anrufe am Wahltag entgegen und tragen die Zahlen ein“, entgegnet Albrecht. Das sei genug.

Es gibt eine Checkliste

Wie wichtig Bürokratie und Protokoll am Wahltag sind, wird in den zwei Stunden Schulung deutlich. Es gibt eine Checkliste, jeder noch so kleine Punkt wird eingetragen, alles mehrfach gecheckt. Morgens müssen die Hel­fe­r:in­nen sogar vor der Öffnung ein Bild vom vorbereiteten Raum an die Verwaltung schicken. Aber das alles ist nicht neu, das gab es schon vor der Pannenwahl.

Neu ist, dass es von allem ein bisserl mehr gibt: Mehr Wahl­hel­fe­r:in­nen (4.500 – zwölf pro Wahllokal), mehr Ausstattung, mehr Wahlkabinen (fünf bis sechs), mehr Stimmzettel (140 Prozent) und auch mehr Protokoll. Um 12 und 16 Uhr müssen die Hel­fe­r:in­nen die Wahlbeteiligung melden und seit dieser Wahl zudem die Anzahl der dann gerade Wartenden. Eine neue Regelung nach den langen Warteschlangen bei der vergangenen Wahl.

Neu ist auch, dass schon am Eingang kontrolliert wird, ob die Wäh­le­r:in­nen im richtigen Wahllokal sind – aber wie war das noch mal? Wahlkreis, Wahlbezirk, Wahlbenachrichtigung, Wahlschein. Welche Zahl steht wo? Die Gesichter mancher Teilnehmenden verraten ihre Verwirrung. Eine Teilnehmerin erzählt, „ich habe mich vorher durch das Handbuch durchgearbeitet, das haben wohl nicht alle gemacht“. 83 Seiten – quasi „Wahlhelfen für Dummies“. Fleißig. Mit der Schulung fühle sie sich gut vorbereitet. Beruhigend zu wissen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare