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Vor den Wahlen in MaliOppositionsführer verschwunden

Kurz vor Malis Parlamentswahlen verschwindet der wichtigste Oppositionsführer. Soumaila Cissé ist möglicherweise Opfer einer Entführung

Soumaila Cissé Foto: Luc Gnago/reuters

Cotonou taz | Die Pressemitteilung der malischen Oppostiionspartei URD (Union für Republik und Demokratie) am Mittwochabend las sich merkwürdig. Darin hieß es, dass Parteichef Soumaila Cissé, Anführer der malischen Opposition, gegen 15.30 Uhr in seinem heimatlichen Wahlbezirk Niafunké in der Region Timbuktu verschwunden sei.

Vier Tage vor der Parlamentswahl am Sonntag war er dort mit einer Delegation unterwegs, um Wahlkampf zu betreiben. Diese hatte sich in zwei Gruppen aufgeteilt. Bei dem Überfall kam es zu einem Schusswechsel. Am Donnerstag gab die URD bekannt, dass die Leiche von Cissés Leibwächter gefunden wurde.

Die Regierung hat mittlerweile eine Entführung bestätigt. Gemeinsam mit der Regionalverwaltung, den malischen Streitkräften und deren internationalen Partnern solle alles dafür getan werden, um die Entführten aufzufinden und sie zurück zu ihren Familien zu bringen, hieß es. Von einem Bekennerschreiben ist derzeit nichts öffentlich bekannt. In der Region operieren verschiedene islamistische Terrorgruppen und andere bewaffnete Organisationen.

Noch vor einer Woche hatten Parteimitglieder in der URD-Zentrale in Malis Hauptstadt Bamako gegenüber der taz über die schlechte Sicherheitslage im Wahlkampf geklagt. Für Politiker*innen sei es riskant geworden, ihre Kampagnen zu organisieren. Betroffen sei jedoch nicht nur der Norden Malis. Auch im Süden würde es zu Gewalt kommen.

Da sich die Unsicherheit in Mali immer weiter in Richtung Süden ausbreitet, haben Abgeordnete zunehmend Schwierigkeiten, überhaupt in ihre Wahlkreise zu kommen. Neben Terroranschlägen auf Zivilisten und Militär haben auch Überfälle auf Autos und Busse zugenommen.

Zeitgleich mit Cissés Verschwinden hatte es in Bamako Spekulationen gegeben, ob die Parlamentswahl kurzfristig verschoben wird. Grund war nicht die Entführung, sondern die beiden ersten Corona-Fälle im Land. In einer Fernsehansprache betonte Präsident Ibrahim Boubacar Keïta schließlich jedoch, es werde gewählt – unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen.

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