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Vor den Landtagswahlen 2019Neue Demo-Bewegung in Leipzig

Unter dem Motto „Aufruf 2019“ sind mehrere tausend Menschen in Leipzig auf die Straße gegangen. Sie wollen zu demokratischem Engagement animieren.

Teilnehmer_innen in Leizig. Eine Person hält ein Schild mit dem Buchtitel von Petra Köpping hoch Foto: dpa

Leipzig epd | Mehrere Tausend Demonstranten sind in Leipzig einem „Aufruf 2019“ für Demokratie und Toleranz gefolgt. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sprach am Montagabend von „weit mehr als 3.000“ Teilnehmern. Nach einem Friedensgebet in der Nikolaikirche zogen sie mit Kerzen und Transparenten über den Innenstadtring auf den Marktplatz.

Der „Aufruf 2019“ ist eine Initiative diverser Akteure aus Kirchen, Kultur, Politik, Wirtschaft und weiteren Bereichen. Er steht unter dem Motto „Für ein weltoffenes Leipzig, für ein demokratisches Sachsen, für ein friedliches Deutschland, für ein geeintes Europa“. Ziel der Bewegung ist es, die Bürger im Jahr dreier Landtagswahlen in Ostdeutschland zu aktivem demokratischen Engagement zu animieren.

Oberbürgermeister Jung rief bei einem Zwischenstopp am Denkmal für den NS-Widerstandskämpfer Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945) vor dem Neuen Rathaus zur Zivilcourage auf. Das Denkmal erinnere an eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, betonte der SPD-Politiker und appellierte an die Demonstranten: „Sagt Nein, wenn die Würde des Menschen wieder einmal verletzt wird, sagt Ja zu Demokratie, Freiheit und Meinungsfreiheit.“ Mit Blick auf die im Herbst anstehenden Wahlen sagte Jung: „Jetzt ist es Zeit aufzustehen.“

Der Oberbürgermeister gedachte auch des Danziger Bürgermeisters Pawel Adamowicz, der ein Freund von ihm gewesen sei. Adamowicz war am Sonntag bei einer öffentlichen Veranstaltung in der polnischen Stadt durch Messerstiche schwer verletzt worden und am Montag seinen Verletzungen erlegen. Jung sagte, Adamowicz habe das erlebt, „wogegen wir hier eintreten: dass aus Worten ganz schnell Taten werden“.

Eine weitere Veranstaltung des „Aufrufs 2019“ ist nach Angaben der Organisatoren für Mai zur Feier von 70 Jahren Grundgesetz geplant. Zudem will das Bündnis den Aufruf in ländliche Regionen tragen.

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1 Kommentar

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  • Ob sich Burkhard Jung (SPD) der Sprengkraft seiner Worte wohl bewusst ist? Vermutlich nicht. Vermutlich weiß er aus Erfahrung, dass die Mehrheit seiner Zuhörer seine Rede unter der Überschrift „Folklore“ abheften wird. Natürlich nur, wenn sie sie nicht gleich wieder vergisst. Außerdem weiß er, dass jede Moralpredigt umgehend auf die bezogen wird, die grad nicht zuhören – und nie auf die, sie oben auf der Kanzel stehen.

    Fakt allerdings ist: Die Würde eines Menschen wird jedes Mal verletzt, wenn seine Meinung unterdrückt wird, nur weil er keine Macht besitzt. Wenn er nicht mitbestimmen darf, obwohl er genau so qualifiziert wäre wie die „Bestimmer“, oder nicht wählen darf, obwohl er unmittelbar betroffen ist von den Folgen einer Entscheidung, wird wieder eine Menschenwürde angetastet. Genau genommen also müsste Burkhard Junge Angst kriegen um seine Privilegien, wenn die Leipziger tatsächlich tun würden, wozu er sie auffordert. Allerdings ohne zugleich von der Gleichheit aller Menschen zu erzählen.

    Noch wäre es „Zeit aufzustehen“, da hat der gute Mann natürlich recht. Dass aus den Worten des Leipziger OB „ganz schnell Taten werden“, ist trotzdem überhaupt nicht abzusehen für mich. So wenig, wie abzusehen ist, dass ein Politiker öffentlich sagt, was er schon kann und was noch nicht. Und dabei wäre doch auch dafür längst schon Zeit gewesen. Der autoritär geprägte Mensch ist halt leider keiner der handelt, wenn es noch an der Zeit ist. So einer handelt immer erst, wenn es gar nicht mehr anders geht, wenn man ihn zwingt. Und so weit ist es Gott sei Dank leider noch nicht (wieder).