Vor Freitagsgebet auf dem Tempelberg: Israel lockert Sicherheitsmaßnahmen

Die Sicherheitsvorkehrungen in Jerusalem werden abgebaut, um die Lage zu entspannen. Die muslimische Führung ruft zur Rückkehr auf den Tempelberg auf.

Soldaten unter einem Torbogen

Die Metalldetektoren in Jerusalem sind abgebaut Foto: dpa

JERUSALEM ap/dpa | Israel ist auf Forderungen der Muslime in Jerusalem eingegangen und hat weitere Sicherheitsvorkehrungen in der Nähe des Tempelbergs entfernt. Eine Metallbrücke wurde am Donnerstagmorgen ebenso abgebaut wie Geländer, die jüngst an Zugängen zu der Anhöhe installiert worden waren. Das Entfernen führte dazu, dass Tausende Palästinenser in den Straßen feierten. Einige von ihnen zündeten Feuerwerk.

Führende muslimische Glaubensvertreter rufen zudem am Donnerstag zu einer Rückkehr der Gläubigen in die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelber auf. Dies beendet den fast zweiwöchigen Boykott der heiligen Stätte.

Der Vorsitzende des Obersten Islamischen Komitees in Jerusalem, Ikrema Sabri, hatte am Mittwoch erklärt, die Muslime würden nicht zu der Moschee zurückkehren, bevor die israelische Polizei neue Geländer und Überwachungskameras abgebaut habe. „Wir werden die Moschee nicht betreten, bis diese Dinge umgesetzt worden sind“, hatte Sabri der Nachrichtenagentur AP gesagt.

Wegen der Berichterstattung über die Tempelberg-Krise will Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu das Jerusalem-Büro des TV-Senders Al-Dschasira schließen. „Das Al-Dschasira-Netzwerk hört nicht auf, rund um den Tempelberg zu Gewalt aufzuhetzen“, schrieb Netanjahu am späten Mittwochabend auf Facebook. Netanjahu schrieb, er habe bereits mehrfach mit den zuständigen Behörden darüber gesprochen, das Al-Dschasira-Büro in Jerusalem zu schließen. „Sollte dies nicht passieren aufgrund gesetzlicher Auslegungen, werde ich darauf hinarbeiten, die erforderlichen Gesetze zu erlassen, um Al-Dscharisa aus Israel zu vertreiben.“ Al-Dschasira hat seinen Sitz im Golfemirat Katar. Das Büro in Jerusalem war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. (dpa)

Israel hat gehofft, die Tempelberg-Krise mit seinen Zugeständnissen bei den Sicherheitsvorkehrungen zu beenden – gerade angesichts der Freitagsgebete, bei denen es ohnehin häufiger zu Protesten kommt. Die rivalisierenden Palästinenserorganisationen Hamas und Fatah haben für diesen Freitag zu neuen Protesten gegen Israel aufgerufen. Die Fatah von Präsident Mahmud Abbas forderte am Mittwoch einen „Tag des Zorns in ganz Palästina“, während die im Gazastreifen regierende Hamas zu Demonstrationen im Westjordanland aufrief. Dies könnte zu neuen Massendemonstrationen und Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften führen.

Die Spannungen haben sich verschärft, seit Israel nach einem tödlichen Attentat auf Polizisten Mitte Juli die Sicherheitsmaßnahmen an den Zugängen zu den Heiligtümern in Jerusalems Altstadt verstärkt hat. Muslime werten das als Versuch Israels, sich eine größere Kontrolle über die Hochfläche anzueignen, die sowohl Juden als auch Muslimen heilig ist. Aus Protest hatten Muslime ihr Freitagsgebet in der vergangenen Woche auf den Straßen verrichtet. Bei anschließenden Zusammenstößen mit israelischen Sicherheitskräften wurden drei Palästinenser erschossen. Später erstach ein Palästinenser drei jüdische Siedler.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.