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Von der Revolution bis hin zur Perestroika

Am 7. November 1917 beginnt in Rußland der Rote Oktober. Im „schwächsten Glied der kapitalistischen Länder“ (Wladimir Iljitsch Lenin) gab es gesellschaftliche Spannungen, die das zaristische Regime nicht zu lösen imstande war. Die Bolschewiki, die einzige Antikriegsfraktion, übernehmen in Petrograd – das 1924 in Leningrad umbenannt wurde – putschistisch die Macht.

Bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung am 8. Dezember 1917 erhalten die Bolschewiki nur knapp ein Viertel der Stimmen. Fünf Wochen später, am 19. Januar 1918, lösen sie die Versammlung gewaltsam auf. Nach der Machtergreifung brauchen die Bolschewiki Zeit, um ihre Position zu konsolidieren, zumal es keine Anzeichen dafür gibt, daß sich die Revolution auch in anderen Ländern – wie Deutschland – durchsetzen wird.

Im März 1918 wird mit dem noch kaiserlichen Deutschen Reich der Friede von Brest-Litowsk unterzeichnet. Im Juli wird wird die Russische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR) gegründet, in deren Verfassung das Räteprinzip und die Diktatur des Proletariats festgeschrieben sind.

Ziel der Bolschewiki ist die kommunistische Weltrevolution. Zu diesem Zweck wird im März 1919 unter Moskauer Vorsitz die III. Kommunistische Internationale (Komintern) gegründet. Parallel dazu bricht in Rußland der Bürgerkrieg aus. Unter Führung von Generälen der alten Armee kämpfen die Weißen gegen die von Trotzki organisierte Rote Armee. 1920 sind die Weißen Garden endgültig geschlagen.

Die verheerende Wirtschaftslage nach dem Ersten Weltkrieg, nicht zuletzt bedingt durch den Kriegskommunismus, zwingen Lenin und seine Bolschewiki zu einer Kursänderung. Auf dem X. Parteikongreß der Russischen Kommunistischen Partei im März 1921 wird die Neue Ökonomische Politik verkündet. Eine bedingte wirtschaftspolitische Liberalisierung bedeutet zugleich einen straffen Kurs im politischen Bereich. Oppositionsgruppen innerhalb der Partei werden verboten, die Gewerkschaften gleichgeschaltet.

Im März 1922 wird Josef Wissarionowitsch Stalin Generalsekretär mit der Aufgabe, die KPR von oppositionellen Elementen „zu säubern“. Am 21. Januar 1924 stirbt Lenin. In seinem Testament warnt er vor dem Machtpolitiker Stalin – vergebens. Angefangen mit der Absetzung Trotzkis im Jahre 1925 vollzieht sich nun Stalins Aufstieg unaufhaltsam. Nach und nach werden alle Opponenten ausgeschaltet. Höhepunkt der großen Säuberungen sind die Moskauer Prozesse der Jahre 1936 bis 1938 gegen ehemals führende Parteimitglieder wie Sinowjew, Kamenew und Bucharin.

1941 überfällt die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion. Stalins Truppen siegen im Großen Vaterländischen Krieg gegen die nationalsozialistischen Truppen. Von 1945 an sichert sich Moskau mit der Kominform Einfluß auf die Staaten in Ost- und Südosteuropa.

Am 5. 3. 1953 stirbt Stalin. Schätzungen zufolge sind seiner Terrorherrschaft mindestens 10 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. Nikita Chruschtschow wird im September 1953 Erster Sekretär der Kommunistischen Partei, das Tauwetter beginnt. Im Februar 1956 prangert Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU in einer Geheimrede die Verbrechen unter Stalin an.

Die folgenden Jahrzehnte sind, nicht zuletzt unter Leonid Breschnew (seit 1964 an der Macht), durch innenpolitische Stagnation geprägt. Außenpolitisch herrscht Kalter Krieg. Mit der Sowjetunion und den USA stehen sich zwei gleichermaßen hochgerüstete Supermächte unversöhnlich gegenüber.

Im März 1985 wird Michail Gorbatschow zum Generalsekretär gewählt. Seine Demokratisierungsversuche enden im Dezember 1991 mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. bo

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