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Von der Junta inhaftierter Pater Jalics„Bergolio zeigte mich nicht an“

Nach der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst gab es Spekulationen über Kontakte zur argentinischen Junta. Jetzt meldet sich ein betroffener Pater zu Wort.

Papst Franziskus soll nun doch niemanden an die Junta verpfiffen haben. Bild: dpa

WILHELMSTHAL dpa | Der einst von der argentinischen Militärjunta verhaftete Jesuitenpater Franz Jalics hat klar gestellt, dass der heutige Papst Franziskus ihn nicht denunziert hatte. „Dies sind nun die Tatsachen: Orlando Yorio und ich wurden nicht von Pater Bergoglio angezeigt“, teilte Jalics am Mittwoch mit. Bergoglio war zu der Zeit Provinzial der Jesuiten in Argentinien.

Kurz nach seiner Wahl zum Papst waren Spekulationen über ein angebliches Fehlverhalten Bergoglios laut geworden. Medienberichten zufolge soll er sich nicht hinreichend für seine Mitbrüder Jalics und Yorio eingesetzt haben, die monatelang in Haft kamen und gefoltert wurden. „Früher neigte ich selber zu der Ansicht, dass wir Opfer einer Anzeige geworden sind. Ende der 90er Jahre aber ist mir nach zahlreichen Gesprächen klar geworden, dass diese Vermutung unbegründet war“, sagte Jalics nun.

Der Jesuit hatte bereits kurz nach dem Konklave eine Erklärung veröffentlicht, die aber unterschiedlich interpretiert worden war. „Ich kann keine Stellung zur Rolle von P. Bergoglio in diesen Vorgängen nehmen“, hatte Jalics unter anderem geschrieben. Der Vatikan hatte Spekulationen über die Rolle des heutigen Papstes Franziskus in der Zeit der Militärdiktatur (1976-1983) scharf zurückgewiesen und als Verleumdungskampagne bezeichnet.

Yorio ist mittlerweile verstorben. Jalics lebt in einem Exerzitienhaus im oberfränkischen Wilhelmsthal (Landkreis Kronach), das er einst selbst gegründet hat. Nach Angaben seines Ordens hält er sich derzeit in Ungarn auf.

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3 Kommentare

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  • KK
    @Karl K.

    Welch bestechende Analyse. Ich verneige mich vor Ihrem Genie, die Wahrheit wider alle Vertuschungsversuche des klerikalfaschistischen Komplexes (einschließlich Leonardo Boffs) zu erkennen.

     

    P.S.: Nix gegen einen gewissen Antiklerikalismus, im Gegenteil, aber Hand und Fuß sollte er schon haben.

  • KK
    Karl K

    Tja - brainwashing vom feinsten würd ich mal sagen!

     

    Als ich die - erste - Stellungnahme des Padre auf

    https://www.jesuiten.org/aktuelles/details/article/erklarung-von-pater-franz-jalics-sj.html las griffelte ich:

     

    "Mit Verlaub - für mich liest sich das eher so:

    " Nagel mal nen Pudding an die Wand"

     

    Die beiden sind ja wohl anschließend gefesselt aus

    dem Flugzeug geworfen worden.

     

    Vor dieser Folie und eingedenk der Gehorsamspflicht gerade der Jesuiten

    liest sich das wie eine Ergebenheitsadresse, um den

    ' Heiligen Vater' aus der Schußlinie zu nehmen.

    Motto: Schwamm drüber.

     

    Stellvertreter Gottes auf Erden

    und - weltliches ist ihm nicht fremd, ja.

    Man muß es mögen - oder eben nicht."

     

    Und jetzt also

    " „Früher neigte ich selber zu der Ansicht, dass wir Opfer einer Anzeige geworden sind. Ende der 90er Jahre aber ist mir nach zahlreichen Gesprächen klar geworden, dass diese Vermutung unbegründet war“, sagte Jalics nun."

     

    Geändert hat sich also in der Sache - nix;

    " zahlreiche Gespräche" - nach ' habemus papam '!

    Na dann:

    Honi soit qui mal y pense.