Kommentar: Volksnah statt amtlich
■ Scherf sagt nichts zur Schicksalsfrage
Während das Parlament die Schicksalsfrage des Landes debattierte, war gestern die Regierungsbank nur mäßig besetzt. Kein einziges sozialdemokratisches Senatsmitglied war zur Diskussion um die Sanierungshilfen in der Bürgerschaft erschienen. Auch nicht Senatspräsident Henning Scherf, in dessen Senatskanzlei doch immerhin ein Referat mit „Finanzen, Länderfinanzausgleich/Steuerpolitik, Sanierungsprogramm, Finanzplanung“ befaßt ist.
Offenbar wollte der SPD-Obere nicht wieder mit seinem – ebenfalls physisch abwesenden, aber mit seiner Kritik durchaus präsentem – Parteifreund Volker Kröning aneinanderrasseln. Den Bundestagsabgeordneten und Ex-Finanzsenator, der seinem Nachfolger Hartmut Perschau „Versäumnisse“ in Bonn vorwirft, hatte Scherf jüngst als „Negativ-Botschafter Bremens“ gerügt.
Henning Scherf ließ lieber seinen Koalitions-Kumpan Perschau die Finanz- und Bundespolitik des Landes erklären. Er selbst hätte es sich möglicherweise noch mit den anderen SPD-Landesfürsten verdorben, die für Bremen ihr Säckel öffnen sollen. Während die Bürgerschaft tagte, empfing der Senatspräsident im Rathaus Pfadfinder aus Indien. Das ist vorausschauende Politik, für das nächste Jahrtausend: Denn wer weiß, was aus den Bengels mal wird – vielleicht Politiker oder Wirtschaftsführer. Und dann erinnern sie sich an Bremen und seinen volksnahen Regierungschef. Joachim Fahrun
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