piwik no script img

Volksini „Hamburg Werbefrei“ gescheitertEin starkes Argument gegen Meinungsmacht

Gernot Knoedler
Kommentar von Gernot Knoedler

Das Volkbegehren zur Einschränkung der Außenwerbung mag aus vielen Gründen gescheitert sein. Es hat aber gezeigt, dass Machtmissbrauch möglich ist.

Kann das weg? Plakat gegen überdimensioniert-aufdringliche Werbung Foto: David Hammersen/dpa

D arüber, warum das Volksbegehren „Hamburg werbefrei“ gescheitert ist, lassen sich vielerlei Vermutungen anstellen. Was sich aber auf jeden Fall sagen lässt: Es hat den Beweis seiner eigenen Notwendigkeit angetreten.

Nicht auszuschließen ist, dass das Thema – und bei der genauen Beschreibung wird es da schon schwierig – einfach nicht recht gezündet hat. Das Anliegen war nämlich – eigentlich erfreulich – komplex. Es ging nämlich nicht darum, Außenwerbung gänzlich zu verbieten, sondern nur um Monitore sowie um bewegte, freistehende und sehr große Plakate beispielsweise an Hauswänden. Die Initiative stellte das auf ihrer Website gar nicht ungeschickt dar. Dennoch blieb eine gewisse Unsicherheit, was nun genau weg sollte.

Dazu kam eine unvermeidbare Parodoxie: Die Ini musste gegen Werbung werben. Das tat sie mit dezenten Schwarz-Weiß-Plakaten, was ihr aber entsprechende Vorhaltungen nicht ersparte. Die Initiative selbst lobt sich dafür, dass sie mit einem vergleichsweise geringen Budget von 38.000 Euro eine Debatte in der Stadt angestoßen habe. An Sichtbarkeit mangelte es ihr – zumindest in der Innenstadt – nicht.

Dazu kam eine unvermeidbare Parodoxie: Die Ini musste gegen Werbung werben

Gebot der Fairness missachtet

Gescheitert könnte die Initiative auch an einer Kampagne sein, von der der Fachverband Außenwerbung behauptete, sie sei keine Gegenkampagne, sondern immer schon geplant gewesen: Auf eben den zur Disposition stehenden Werbetafeln sagten allerlei gemeinnützige Organisationen Danke und beteuerten, wie wichtig die sporadische Präsenz in der Außenwerbung für ihre Tätigkeit sei.

Man mag den Werbern das zufällige Zusammenfallen abnehmen oder eben auch nicht – allein die Fairness hätte allerdings schon geboten, auf die Kampagne für Außenwerbung zu verzichten. So bestätigten sie nur den Vorwurf der Initiative, sie verfügten über zu viel Meinungsmacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Gernot Knoedler
Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!