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Vogelgrippe in Deutschland50.000 Tiere mussten getötet werden

Seit Anfang November grassiert die Geflügelpest in Deutschland. Niedersachsen ist bislang am stärksten betroffen.

Perfekt für Viren: eine enge Geflügelfarm Foto: dpa

Berlin taz/dpa | Die Vogelgrippe breitet sich weiter aus. In Niedersachsen wurden am Dienstag 14.000 Puten eines Mastbetriebs getötet, die sich mit dem hoch ansteckenden Virus H5N8 infiziert hatten. Auch die 7.200 Puter eines „Kontaktbetriebs“ wurden getötet. Betroffen war diesmal der Landkreis Cloppenburg, in dem insgesamt über 13 Millionen Geflügeltiere gehalten werden.

Seit Weihnachten sind damit schon rund 50.000 Geflügeltiere in Niedersachsen getötet worden. Im Landkreis Oldenburg mussten während der Feiertage 10.000 und im Landkreis Vechta 21.000 Tiere geschlachtet werden.

Die Vogelgrippe grassiert in Deutschland seit knapp zwei Monaten. Anfangs hat sie nur Wildvögel betroffen, sprang dann aber auch auf Nutztiere über. Für den Menschen ist das Virus H5N8 ungefährlich.

Inzwischen sind fast alle Bundesländer betroffen; nur im Saarland wurde die Vogelgrippe noch nicht festgestellt. Insgesamt kam es bisher zu über 500 Fällen bei Wildvögeln sowie zu über 20 Ausbrüchen bei gehaltenen Tieren. Neben Mastbetrieben wurden auch mehrere Zoos infiziert.

Die Dunkelziffer dürfte bei den Wildvögeln noch wesentlich höher sein, weil längst nicht alle tot gefundenen Tiere untersucht wurden. Infiziert haben sich vor allem Wasservögel, wie eine detaillierte Statistik des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit ausweist: Reiherenten, Schwäne, andere Tauchentenarten, Säger, Blesshühner, Meeresenten sowie Möwen. Inzwischen mehren sich allerdings auch die Fälle bei Greifvögeln wie etwa Seeadlern, die mit Wasservögeln in Berührung kommen.

Ein weltweites Phänomen

Die Vogelgrippe ist ein weltweites Phänomen. In Europa sind von Finnland bis Rumänien fast alle Länder betroffen, aber auch Tunesien, Israel und Ägypten melden infizierte Tiere.

Auch Asien kämpft gegen die Vogelgrippe – während gleichzeitig das kalendarische „Jahr des Hahns“ beginnt. Allerdings sind dort andere Varianten des Virus aktiv. In Südkorea kursiert der Erreger H5N6. Die Regierung in Seoul kündigte an, dass 26 Millionen Geflügeltiere getötet würden. Allein von den Legehennen müssen etwa ein Drittel sterben, sodass sich Eier drastisch verteuerten.

Ausgerechnet im Jahr des Hahns grassiert die Vogelgrippe in Südkorea

In China wiederum grassiert ein Vogelgrippen-Virus, das bei Hühnern keinerlei Symptome verursacht, aber für den Menschen gefährlich wird: H7N9. Seit 2013 ist dieses Virus bekannt und hat in China schon mehrere Dutzend Menschen getötet.

Bisher hat sich das Virus aber noch nicht in andere Ländern verbreitet; auch scheint der Erreger nicht von Mensch zu Mensch überzuspringen. Bisher haben sich nur Personen infiziert, die direkt mit Geflügel zu tun hatten.

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3 Kommentare

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  • Ihr Artikel geht - wohl angelehnt an die Thesen des FLI - nur davon aus, dsss das Virus von Wild- auf Nutzgeflügel übergesprungen sein könnte. Es kann aber auch anders gewesen sein und dies Szenario ist viel wahrscheinlicher und wir haben es über 10 Jahre hinweg immer wieder beobachtet:

    Wildvögel fungieren oft als Indikatoren, wenn eine Infektion in Großbetrieben unbemerkt besteht. Es fällt auf, dass die Fundorte der Wildtiere allesamt an Geflügeltransportrouten lagen, auch der Plöner See gehört dazu. Zu jener Zeit war das Virus ja schon in Ungarn und ausgebrochen. Dann ging es Schlag auf Schlag. Immer mehr kommerzielle große Stallbetriebe zeigten sich auch hierzulande infiziert. Stallbetriebe sind erst bei einer bestimmten Mortalität verpflichtet, ihre Bestände untersuchen zu lassen. Und ganz so pathogen wirkte das Virus wohl doch nicht - sonst wären die immensen Keulungen ja nicht nötig gewesen! Selbst bei Puten war oft nur ein kleiner Teil des Bestandes tot. Das ist ein Zeichen, dass die Tiere wohl unterschiedlich darauf reagieren und das Virus zumindest bei Nutzgeflügel, das daran gewöhnt ist, nicht so tödlich wirkt wie bei Wildvögeln.

     

    Wildvögel dagegen fand man wenn infiziert, dann nur tot, obgleich auch Jäger einbezogen wurden. Das zeigt, dass Wildtiere am Virus schnell sterben - und es somit auch nicht verbreiten können! (vgl. dazu auch: http://www.wai.netzwerk-phoenix.net)

     

    Daher gibt es immer stärkere Kritik an der dezeitigen Seuchenpolitik.

    Die Stallpflicht hat offensichtlich nicht viel geholfen un derscheint unter diesen Bedingungen sinnlos. Sinnvoller wären u. E.

    - eine stärkere Absicherung und Überwachung der Geflügeltransporter

    - eine bessere Sicherung und Erhitzung aller Austräge aus den Großbetrieben und Schlachthöfen!

    und langfristig die Umstellung von der engen Aufstallung, die beste Bedingungen für die Mutation von Viren durch schnelles Überspringen bietet, zu einer artgerechten Haltung mit ausreichendem Individualabstand!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    [...] Beitrag entfernt. Bitte versuchen Sie sich verständlich auszudrücken und beachten Sie dabei die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Und die Hälfte der Entschädigungen (laut Tiergesundheitsgesetz) zahlen die Steuerzahler und finanzieren so diesen Wahnsinn (und das Berufsrisiko) auch noch mit.