Völkermord an den Armeniern: Protest gegen Bundestags-Resolution
Türkische Organisationen wollen verhindern, dass der Bundestag eine Resolution zum Völkermord an den Armeniern verabschiedet.
Hinter dem Aufruf zur Demonstration stehen mehr als ein Dutzend türkische Verbände und Organisationen, darunter die Türkische Gemeinde Berlin, die AKP-nahe Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib).
Zudem werden in einem Schreiben türkische Mitbürger aufgefordert, per Fax oder Email an die Bundestagsfraktionen ihren Protest gegen die geplante Resolution auszudrücken. Es sei „unhaltbar“, wenn der Bundestag die Ereignisse von 1915 im Osmanischen Reich als „Völkermord“ deklariere, heißt es in dem Schreiben, das an die Fraktionen geschickt werden soll. Es sei nicht Sache der Politik, über umstrittene historische Ereignisse zu entscheiden. Dafür seien Gerichte zuständig.
Im Falle der Anerkennung eines Völkermordes durch den Bundestag würden „nicht nur die Beziehungen zwischen der deutschen und türkischen Regierung schwer belastet, sondern auch die Beziehungen zwischen dem deutschen und dem türkischen Volk“, heißt es weiter in dem vorformulierten Schreiben, das an die Fraktionen geschickt werden soll.
Ein solcher Beschluss wäre „Gift für das friedvolle Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken“, damit würde „nur Öl ins Feuer gegossen“.
Bei der Vertreibung der Armenier aus Anatolien in den Jahren 1915 bis 1917 waren bis zu 1,5 Millionen Menschen gestorben. Armenien und viele internationale Historiker stufen die damaligen Verbrechen als Völkermord ein, was die Türkei strikt ablehnt. Ankara hatte in den vergangenen Jahren mit scharfer Kritik und diplomatischen Schritten auf die Anerkennung des Völkermordes im Ausland reagiert.
Die für den 2. Juni geplante Bundestagsresolution hatte vergangene Woche bereits der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan kritisiert. Den Vorwurf des Völkermordes zu verbreiten, ohne dafür Beweise vorzulegen, komme einer politischen Ausbeutung des Themas gleich, sagte er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen