piwik no script img

Vodafone glückt AktienkaufAuf der Überholspur

Die Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone ist so gut wie perfekt. Superschnelle Internetverbindungen sollen dem Markführer Telekom Kunden streitig machen.

Hier wird investiert: Konzernzentrale von Vodafone in Düsseldorf. Bild: Reuters

FRANKFURT/MAIN rtr | Vodafone ist die elf Milliarden Euro schwere Übernahme von Kabel Deutschland gelungen. Bis zum Ende der Annahmefrist verkauften mehr als 75 Prozent der Aktionäre ihre Kabel-Deutschland-Anteile an den britischen Mobilfunkriesen, wie Vodafone am Donnerstagabend mitteilte. Damit erwächst dem Marktführer Deutsche Telekom ein starker Konkurrent, der künftig Mobilfunk, superschnelle Internet-Verbindungen per Kabel und Festnetz-Angebote aus einer Hand anbieten kann.

Der mit 8,5 Millionen TV-Haushalten größte Kabelnetzbetreibers des Landes bietet schon heute Verbindungsgeschwindigkeiten, von denen die Telekom nur träumen kann. Die Kabelnetze erlauben Geschwindigkeiten von 150 MBit/s - ohne großen Aufwand wären auch 400 MBit/s möglich. Selbst nach dem Milliarden-Ausbau des alten Netzes kann die Telekom höchstens 100 MBit/s erreichen.

Die Geschwindigkeit ist für viele Kunden mittlerweile ein wichtiger Faktor bei der Auswahl des Internet-Anschlusses, da immer mehr Filme und Serien in HD-Qualität verfügbar sind. Die Deutsche Telekom musste ihr TV-Kabelnetz auf politischen Druck hin Anfang des Jahrtausends verkaufen. Kabel Deutschland wächst seit Jahren rapide.

Vodafone bot 84,50 Euro in bar je Kabel-Deutschland-Anteilsschein. Dazu kamen 2,50 Euro Dividende, die Kabel Deutschland für das Geschäftsjahr 2012/13 versprochen, aber noch nicht ausgezahlt hat. Die Offerte ist 7,7 Milliarden Euro schwer - einschließlich Schulden ist Vodafone das Unternehmen also 10,7 Milliarden Euro wert. Das zahlt Vodafone-Chef Vittorio Colao fast aus der Portokasse: Für den Ausstieg aus dem US-Mobilfunk-Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless bekommt Vodafone 130 Milliarden Dollar vom US-Partner Verizon.

Vodafone muss bis zum Schluss zittern

Aktionäre, die das Angebot noch nicht angenommen haben, können ihre Kabel-Deutschland-Papiere noch an Vodafone verkaufen. Die erweiterte Annahmefrist läuft voraussichtlich ab Dienstag bis zum 30. September, wie Vodafone weiter mitteilte.

Vodafone musste bis zum Schluss zittern. Hedgefonds brachten sich in Stellung, anfangs nahmen nur wenige Aktionäre das Angebot an. Am Montag drohte Vodafone, den Milliardendeal platzen zu lassen, sollte der Konzern die selbstgesetzte 75-Prozent-Quote verfehlen. Diese Hürde haben die Briten nun überwunden. Wie viele Kabel-Deutschland-Papiere Vodafone genau eingesammelt hat, will der Konzern am Montag mitteilen.

Ganz in trockenen Tüchern ist der Deal aber noch nicht: Die Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter steht noch aus. Nach Angaben von Vodafone dürfe die EU-Kommission die erste Prüfung der Übernahme bis zum 20. September abschließen. Haben die Brüsseler Wettbewerbshüter keine Einwände, könnten sie bereits dann grünes Licht geben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!