KUNSTLICHT: Vivat Grothe: Standort aus dem Häuschen
■ Hans Grothe, Kunstbesitzer, verkündigt begeisterten Bremerhavenern seine Museumspläne
Zahlreiche Lokalgrößen hatten sich am Mittwochabend in Bremerhavens feinstem Hotel versammelt, um die Museumspläne des Bremer Großinvestors und Kunstsammlers Hans Grothe aus seinem eigenen Munde kennenzulernen. Grothe plant ein, wie er sagt, „Museum besonderer Art“. KünstlerInnen seiner Sammlung (darunter Darboven, Penck, Baselitz, Polke, Kiefer) nämlich sollen „die Wände, die Fläche, den Fußbodenbelag gestalten, so daß auch der Raum schon ein Kunstwerk ist.“ Anselm Kiefer werde demnächst nach Bremerhaven kommen, um sich das Gelände anzusehen.
Grothe denkt an eine Eröffnung mit Flair und großem Publikum von Münchner Zuschnitt: „60 Prozent Schicki-Micki, 30 Prozent Ertragbare, 10 Prozent Kunstinteressierte.“ Für die Stadt sei das unbezahlbare Reklame. Vor allem dann, wenn Großkonzerne wie Daimler die Vernissagen ausrichten, die Gästeliste zusammenstellen und die international gelesenen Konzernzeitschriften über das Ereignis berichten (“Oberbürgermeister gibt Baselitz die Hand“). Den normalen Sterblichen — Grothe rechnet großzügig mit 300 000 BesucherInnen — bietet das Museum auch leibliche Genüsse: Cafe und Gastronomie animieren zum Verweilen. Vielleicht könne sogar in der Geeste eine Skulptur plaziert werden, die bei Ebbe vom Museum aus sichtbar wird, „so daß Vater zur Mutter sagen kann, jetzt trink mal 'ne Tasse Kaffee, und gleich siehst du ein Kunstwerk, das kostet über eine Million.“
Im Hotel herrschte selten einmütige Begeisterung über die, wie es heißt, Symbiose von Kunst und Kommerz, die „Jahrhundertchance“ Museum. Es gibt, sagt Bürgermeister und Stadtkämmerer Heinz Brandt, „den heißen Wunsch aller Beteiligten, dieses Projekt zu fördern“. hh
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