Viertelfinale Champions League: Real eher irreal
Überraschend klar gewinnt der VfL Wolfsburg gegen Real Madrid. Viele Tore gab es in der Partie zwischen Paris St. Germain und Manchester City.
VfL-Sportchef Klaus Allofs frohlockte: „Diesen Abend kann uns keiner mehr nehmen.“ Trainer Dieter Hecking mahnte aber gleich nach einem der größten Erfolg der Vereinsgeschichte: „Wir wissen, was auf uns wartet. Sie werden alles reinwerfen. Wir müssen uns auf was gefasst machen“, sagte der VfL-Coach im ZDF.
Ricardo Rodriguez (18. Minute) per Foulelfmeter und Maximilian Arnold (25.) erzielten am Mittwochabend vor 26 400 Zuschauern in der ausverkauften Arena die Tore zum nicht für möglich gehaltenen Erfolg gegen die enttäuschenden Königlichen, die die erste Saisonniederlage in der Champions League hinnehmen mussten.
„Das war atemberaubend“, sagte Torschütze Arnold und blickte auf's Rückspiel voraus. „Wir haben erst 50 Prozent geschafft.“ Auch Torwart Diego Benaglio warnte nach einem „tollen Abend“ vor einer „Herkulesaufgabe“ in Madrid. „Wir müssen frech sein“, sagte Hecking.
Wolfsburg auf Topniveau
Wolfsburg zeigte sich im eigentlich ungleichen Duell nach den enttäuschenden Leistungen in der Bundesliga auf Topniveau. Julian Draxler und Arnold waren im ersten Champions-League-Viertelfinale der Wolfsburger Clubgeschichte die Antreiber. Real, zum 14. Mal unter den besten Acht der Glitzerliga, blieb nach dem Clásico-Erfolg gegen den FC Barcelona weit hinter den eigenen Ansprüchen.
„Die erste Halbzeit hat uns große Schwierigkeiten bereitet“, gestand Trainer Zinedine Zidane. „Wir müssen ruhig bleiben und geeint auftreten. Wir haben 90 Minuten, die uns bleiben“, sagte der Real-Coach.
Die erste gute Nachricht hatte es für Wolfsburg schon vor dem Anpfiff gegeben: Naldo konnte in der Innenverteidigung nach fünfwöchiger Pause wegen seiner Schulter-Eckgelenkssprengung sein Comeback geben. Trainer Dieter Hecking freute sich über die Rückkehr seines „Stabilisators“, der wie der überragende Sechser Josuha Guilavogui der VfL-Deckung mächtig Halt gab.
Im Angriff gab Henrique sein Startelf-Debüt. Der Brasilianer, im Winter für 4,5 Millionen Euro vom FC Goiás geholt, war manchmal etwas überhastet, sorgte aber für reichlich Schwung über die rechte Seite und bereitete das zweite Tor von Arnold nach Traumpass von Draxler sehenswert vor.
Real-Offensive blieb aus
Es hätte aber alles anders kommen können. Schon nach 70 Sekunden schoss Cristiano Ronaldo den Ball ins Tor. Hauchdünn abseits, entschied Schiedsrichter Gianluca Rocchi korrekt. Karim Benzema (14.) entwischte Dante, doch VfL-Torwart Diego Benaglio parierte bravourös. Real hätte führen müssen, als André Schürrle in einem Zweikampf mit Casemiro zu Fall kam. Rocchis Elfmeter-Entscheidung war vertretbar, aber hart für Real.
Rodriguez störte das nicht. Der schon von den Königlichen umworbene Schweizer ließ sich auch von den Mätzchen von Real-Torwart Keylor Navas nicht irritieren und sorgte für die Wolfsburger Führung. Real wirkte konsterniert. Wolfsburg spielte seinen Stil weiter und legte nach. Arnold war in ungewohnter Mittelstürmerposition zur Stelle und krönte den vom blendend aufgelegten Julian Draxler eingeleiteten Angriff mit dem 2:0.
Nun hatte Wolfsburg sogar Lust und Laune, ein bisschen zu zaubern. Henrique und Draxler spitzelten sich den Ball zu. Real staunte – und vergab seine wenigen Möglichkeiten wie Benzemas Kopfball (32.), einen Distanzschuss von Toni Kroos (37.) oder einen Freistoß durch Bale (45.). Der Franzose Benzema musste zudem kurz vor der Pause mit einer Knieverletzung raus.
Die große Real-Offensive blieb auch im zweiten Durchgang aus. Cristiano Ronaldo lamentierte viel und wurde von den Zuschauern mit Pfiffen bedacht. Auch Weltmeister Kroos konnte kaum Akzente setzen. Wolfsburg war wacher, energischer, spielte sein taktisches Konzept beharrlich runter. Schürrle (69.) bot sich sogar noch die große Chance zum dritten Tor, sein Schuss ging knapp drüber. Der eingewechselte Max Kruse (89.) scheiterte zudem noch an Navas.
Halbfinal-Chancen für Paris St. Germain
Paris St. Germain kann sich nach dem Spiel gegen Manchester City mit seinem deutschen Torwart Kevin Trapp berechtigte Hoffnungen auf den Halbfinal-Einzug in der Champions League machen. Der französische Fußballmeister kam im Viertelfinal-Hinspiel am Mittwochabend daheim zu einem 2:2 (1:1) gegen den englischen Topclub Manchester City.
Der schwedische Superstar Zlatan Ibrahimovic (41. Minute) und Adrien Rabiot (59.) drehten für Paris den zwischenzeitlichen Rückstand durch den früheren Wolfsburger Kevin De Bruyne (38.). Fernandinho (72.) sicherte ManCity in einer torreichen Partie das Remis. Das Rückspiel im Duell der beiden Scheich-Clubs steht am kommenden Dienstag in Manchester an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance