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Viele Verlierer

■ Der Rückverkauf von Burdas Springer–Aktien

Die Enteignung Springers findet nicht statt. Mit dem Rückkauf der Burda–Aktien zu einem mehr als hübschen Aufpreis ist der Konzern beinahe voll reprivatisiert. Zu über 52 Prozent liegt er wieder in den Händen jener, die vorgeben, das Vermächtnis Axel Springers hochzuhalten. Axel Springer wollte aber genau das, was jetzt scheiterte: daß nämlich die Burdas bei Springer mitzureden haben. Es mag das Mißtrauen gegen den eigenen Clan gewesen sein, daß den alten Mann - „Ich leide wie ein Hund“ - zu dieser Wachhundregelung veranlaßte. Doch der Wachhund gibt jetzt keinen Laut mehr von sich. Es gibt mehrere Verlierer. Abgesehen vom Renommee haben die Burdas keinen Schaden genommen. Kaufmännisch gesehen ist der absolute Verlierer Leo Kirch. Er hat sich vom schlitzohrigen Aufsichtsratsvorsitzenden Cervatius (“Discretius“) ganz unkirchlich über den Tisch ziehen lassen. Kirch ist nicht der Mann, der das hinnimmt. Politisch gesehen ist Kanzler Kohl der Verlierer. Er hatte auf Kirch gesetzt und sah dessen Berater, die in Personalunion auch seine sind, schon im Springer–Aufsichtsrat für einen kanzlerfreundlicheren Kurs der Springer–Blätter sorgen. Der Medienverbund, das Bündnis der Blätter mit den privaten TV–Beherrschern sowie der Kapitaltransfer ins europäische Ausland bleibt Unternehmensstrategie - jedoch ohne daß Kirch das Sagen hat. So gesehen gehört auch der Betriebsrat, der für Cervatius und Co. die heißen Kohlen aus dem Feuer holte, zu den Verlierern. Benedikt Maria Mülder

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