■ Akademie der Künste: Viel heiße Luft
Im Streit um die Fassade der geplanten Akademie der Künste am Pariser Platz hat deren Präsident Walter Jens jetzt auf den Tisch gehauen: Kein historisierender Bau und keine Kopie, kein „Abklatsch aus dem 19. Jahrhundert“ und keine Stuckkulisse, die an Preußens Gloria erinnert, kommt für ihn in die Tüte. Der Neubau muß modern und nach den Plänen des Architekten Behnisch errichtet werden. Denn Behnischs Glaspalast verkörpert die zeitgenössische Architektur und den modernen Anspruch der Akademiemitglieder gleich mit. Gut gebrüllt, Löwe – selbst wenn bekannt ist, daß die Akademisten nicht unbedingt zur Avantgarde gehören.
Damit ist aber nichts gewonnen im Fassadenkampf gegen den Bausentor und die wackeren Mannen und Fräuleins von der Gesellschaft Historisches Berlin. Denn über Ästhetisches und gute Absichten läßt sich bekanntlich immer streiten.
Statt die Bedeutung und Unabhängigkeit der Akademie zu demonstrieren, geht Jens mit seiner Attacke dem politischen Streit mit der Bauverwaltung aus dem Weg. Dabei hätte er Trümpfe in der Hand. Es hat eine Auslobung zu der Planung gegeben, ein Wettbewerb ist entschieden,und der Entwurf von Behnisch ist diskutiert und auch noch per Bauvorbescheid festgesetzt worden. Das sind Fakten, mit denen man politisch und juristisch argumentieren kann. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts, als demokratisch organisierter Verband, als Zusammenschluß von Fachleuten, die allesamt der Stadt am Pariser Platz nicht schaden wollen, hat die Akademie geradezu die Pflicht, diese Rechte politisch einzufordern und klar zu machen, daß die Akademie allein ihr Ding ist. Die Debatte um die Ästhetik ist spannend und interessant. Aber bringen wird sie kaum etwas. Rolf Lautenschläger
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