Videoüberwachung: Kameras liefern Täter

Trotz Fahndungserfolgs überlegt die Innenbehörde, die Videokameras am Hansaplatz abzubauen.

Kann dann auch weg: Mit solchen Schildern weist Hamburgs Polizei auf Videoüberwachung hin. Bild: dpa

Einer der Beteiligten an dem Überfall auf einen amerikanischen Gaststudenten in St. Georg hat sich am Donnerstag der Polizei gestellt - nachdem diese Fotos der vermutlichen Täter veröffentlicht hatte, die von einer der Überwachungskameras auf dem Hansaplatz aufgezeichnet worden waren. Der 19-Jährige habe sich am Mittwoch in Begleitung seiner Mutter auf einem Wilhelmsburger Polizeikommissariat eingefunden, teilte die Polizei mit. Bekannte hätten ihn auf den Fotos identifiziert.

Am Samstag vor zwei Wochen war der 27-jährige Gaststudent Joshua S. mit einem Freund Richtung Lange Reihe gegangen, als sie von den Tätern angesprochen wurden. Dabei fielen die Worte "Ey, ihr Schwuchteln." Als die beiden nicht reagierten, wurde Joshua S. von hinten angegriffen und ging zu Boden. Die Täter traten ihm gegen den Kopf, er erlitt Platzwunden.

Der Vorfall dürfte die Diskussion um die Überwachungskameras in Hamburg neu entfachen. Just die Kameras am Hansaplatz sollen nämlich verschwinden, wenn Ende des Monats die dort geplanten Umbauarbeiten beginnen. Wie NDR 90,3 berichtete, bezweifelt die Innenbehörde, dass die Kameras die erhoffte abschreckende Wirkung hätten. Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) wird mit den Worten zitiert: "Es wäre widersinnig, die Kameras abzubauen, dann wieder aufzubauen, um sie dann wieder abzubauen."

Polizeisprecher Ralph Meyer präzisierte auf Anfrage, dass nach dem Umbau des Hansaplatzes erst einmal beobachtet werden solle, "wie sich die Kriminalität entwickelt". Erst dann werde entschieden, ob die Kameras wieder aufgebaut würden - oder auch nicht.

Farid Müller, schwulenpolitischer Sprecher der GAL, hält trotz des Fahndungserfolgs an der überwachungs-kritischen Haltung seiner Koalitionsfraktion fest. Überwachungskameras seien ein "tiefer Eingriff" in die Persönlichkeitsrechte, der Fahndungserfolg ein "Einzelfall". Die erhoffte präventive Wirkung hätten die Kameras jedenfalls nicht gezeigt.

Schwulenverbände haben für den heutigen Samstag zu einer Mahnwache auf dem Hansaplatz aufgerufen. Der Überfall stelle eine "neue Qualität von Homophobie in der Hansestadt" dar, heißt es in dem Aufruf. "Es kann nicht hingenommen werden, dass in unserer weltoffenen Stadt Menschen krankenhausreif geprügelt werden, nur weil anderen die vermeintliche sexuelle Orientierung nicht gefällt."

Polizeisprecherin Ulrike Sweden bezweifelt, dass der Überfall tatsächlich schwulenfeindlich motiviert war. Der 19-jährige Adrian M., Sohn von Albanern aus Wilhelmsburg, habe "mehrere Körperverletzungsdelikte auf dem Zettel", sagt Sweden. "Aber er hatte nie etwas mit Schwulen zu tun." Die Anrede "Ey, ihr Schwuchteln" hat ihrer Meinung nach nichts zu bedeuten: "In deren Sprachgebrauch wird das benutzt wie ,Du Friseur' oder ,Du Penner'."

Adrian M. hat ausgesagt, zur Tatzeit unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen gestanden zu haben. Er habe die Tat allein begangen. Die Ermittlungen laufen weiter.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.