Videos aus dem Schlachthof Frenken: Europas Schlachtbank
Wieder zeigen Videos von Tierschützern leidende Tiere. Aber auch Kunde McDonald’s sieht sich nicht in der Verantwortung.
Besondere Aufmerksamkeit bekommt der Skandal im Schlachthof durch einen bekannten Kunden: Die Fastfood-Kette McDonald’s bezog bis diese Woche einen Teil des beliebten Burger-Fleischs aus Düren. Trotz regelmäßiger Kontrollen habe man darüber nicht Bescheid gewusst, heißt es aus dem Unternehmen.
McDonald’s führt nach eigenen Angaben bei allen liefernden Schlachthöfen stichprobenartige Audits durch. Laut Mülln soll eine solche bei Frenken noch am Tag der Videoaufnahmen durchgeführt worden sein.
„Bei den Audits handelt es sich immer nur um eine Momentaufnahme“, erklärt McDonald’s-Sprecher Philipp Wachholz. Sie seien eine freiwillige Zusatzmaßnahme. Die Verantwortung für kontinuierliche Kontrollen liege bei den Veterinärämtern und dem Tierschutzbeauftragten des Schlachthofs. Doch auch gesetzlich wird nur stichprobenartig kontrolliert. Das Veterinäramt Düren zieht aus den Videos jetzt die Konsequenz: Alle Betäubungen sollen ab sofort von einem Tierarzt überwacht werden.
Soko-Aktivist Mülln verurteilt die Aufregung über die Missstände bei Frenken als „heuchlerisch“. Was als einzelner Skandal dargestellt werde, sei ein flächendeckendes Problem, das auch den Behörden bekannt sei. Schließlich gebe es immer wieder kritische Studien und Berichte. Im Jahr 2016 wurde zum Beispiel eine Dissertation über die Missstände in bayrischen Schlachtbetrieben veröffentlicht. Demnach wurden in den meisten der untersuchten Betriebe über 75 Prozent der gesetzlichen Tierschutz Vorgaben nicht erfüllt.
Mülln erklärt die Tatenlosigkeit der Behörden damit, dass „Deutschland die Schlachtbank Europas“ sei. Die wirtschaftliche Relevanz der Schlachtindustrie sei zu stark. „Sonst wären morgen die Supermarkttheken leer“, meint der Aktivist. In den nächsten Monaten plant die Soko Tierschutz weitere Videos zu veröffentlichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus