Video der Woche: Die Deppen-Nation des Tages
In Kopenhagen wird täglich ein Land von NGOs mit dem Negativpreis "Fossil des Tages" bedacht. Am Mittwoch traf es etwa Kroatien und Kanada.
BERLIN taz | Während der Klimakonferenz in Kopenhagen küren Umweltorganisationen täglich ein so genanntes "Fossil des Tages". Staaten, die besonders klimaschädliche Verhandlungspositionen einnehmen, erhalten den "leicht sarkastisch gemeinten, aber prestigeträchtigen" Preis.
Zwei Moderatoren führen durch eine Verleihung. Die Videos der täglichen Preisvergabe sind auf der Videoplattform Youtube zu sehen.
Preisverleiher sind Climate Action Network (CAN) und AvAAZ.org, beides Zusammenschlüsse von NGOs und einzelnen Klima-Aktivisten. Seit Anfang der Klimakonferenz bitten sie täglich drei Preisträger auf das Podest.
Am Mittwoch wurden Kanada und Kroatien mit dem ersten Platz bedacht: Beide Länder lehnten das Jahr 1990 als Bezugsdatum für CO2-Emissionsberechnungen ab. Dieses Bezugsjahr ist international gebräuchlich, wenn es um die prozentuale Reduzierung der weltweiten Klimagasaustöße geht.
Russland landete auf Platz zwei. Nachdem Moskau eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 20 bis 25 Prozent angekündigt hatte, reduzierte Präsident Medwedew diese Aussage zu einem „wichtigen politischen Statement“. Statements reduzieren aber keine Emissionen.
Am Mittwoch fand zum ersten Mal die Auszeichnung als "Lichtblick des Tages" satt, einem Positivpreis und somit das Gegenteil vom "Fossil des Tages". Beim Lichtblick wird ein Land für sein Engagement während der Konferenz geehrt. Tuvalu ist der erste Preisträger, der „etwas Außergewöhliches, etwas Kühnes wagt und den Prozess voran bringt“.
Tuvalu, ein Inselstaat im Pazifik, stellte die mutige Forderung eine rechtliche Verbindlichkeit der Kopenhagenkonferenz zu vereinbaren. Die Inselgruppe wird besonders unter dem Anstieg des Meeresspiegel leiden, die aus der Erderwärumg und er Polkappenschmelze resultiert, und fordert auch eine verbindliche Umsetzung der Beschlüsse der Klimadiskussionen.
Mit dieser täglichen Inszenierung der Verleihung wird die Aufmerksamkeit auf Aussagen von Delegierten gelenkt, die von besonderer klimapolitischer Relevanz sind.
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