piwik no script img

Video der WocheDie erweiterte Mädchenrealität

Ein Anime-Girl mit grünen Haaren läuft durch einen echten Park, dazu läuft zuckersüßer Japanpop. Was soll das? Wie funktioniert das? Und wer ist die Frau?

Große Augen, lange Zöpfe: Miku Hatsune erobert das Real Life. Bild: Screenshot YouTube

Virtuelle Freundinnen sind natürlich keine neue Erfindung. Es gibt sie schon lange, in unzähligen (okay, optisch ziemlich ähnlichen) Varianten. Man findet sie in Browsergames, auf Spielkonsolen und vor allem in Japan, wo ein eigenes Dating-Computerspielgenre existiert, die Ren’ai-Simulation, und wo Ende 2009 ein Mann eine Protagonistin aus dem Nintendo-DS-Spiel „LovePlus“ sogar heiratete.

Doch waren die Frauen/Mädchen/Kindfrauen gefangen, als 2D-Wesen durch die Glasscheibe des Bildschirms von ihren nicht-virtuellen Verehren getrennt. Bisher. Denn durch die Verknüpfung mit Augmented-Reality-Technologien treten sie nun auch in die Realwelt ein.

In der Augmented Reality wird die Topografie der Kohlenstoffwelt durch virtuelle Einblendungen aufgejazzt und so zur „Erweiterten Realität“. Das können Geo- und Touristen-Informationen sein, geheime Botschaften und Werbetafeln, oder eben animierte Wesen, die man nur mit der richtigen technischen Ausstattung – am naheliegendsten ist eine Datenbrille – wahrnehmen kann.

Auch das Video der Woche ist durch eine solche Datenbrille gefilmt. Und selbst wenn es noch etwas unbeholfen wirken mag, wie das Anime-Schulmädchen mit den langen Beinen und den noch längeren grünen Haaren durch einen japanischen Park spaziert: Das ist schon ziemlich super gemacht.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Etwa in Minute 1:26, als das weit weg stehende Mädchen ganz beiläufig hinter einem Baum im Vordergrund verschwindet. Die Datenbrille erkennt also den Baum, seine Position im Raum und rechnet ihn in die Augmented-Reality-Darstellung in Echtzeit ein. Das sieht unspektakulär aus und ist gerade deswegen so gut. Ähnlich gelungen ist die Szene, in denen die virtuelle Freundin auf ein Kopftätscheln mit einem verlegenen Kichern reagiert.

Bei dieser Freundin handelt es sich übrigens nicht um ein beliebiges dahersimuliertes Manga-Girl, sondern um Miku Hatsune, einst erschaffen als Maskottchen für einen Sprachsynthesizer und in Japan ein berühmter virtueller Popstar. Sie hat schon mehrfach Konzerte vor tausenden Zuschauern gegeben.

So eine lässt sich natürlich nicht alles gefallen: Die Versuche des Filmenden, ihren Rock hochzuziehen und ihre Brüste zu berühren, werden mit konsequenter Abwehr und Empörung gestraft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • D
    deviant

    @Felix:

    Eine sehr begrenzte Vorstellung, wie sie allenfalls auf die Menschen, nicht aber auf all die "älteren Zivilisationen", von denen sie da reden, zutreffen dürfte, es sind allerhand Zivilisationen atechnischer, bzw. anartifizieller Natur denkbar, in denen derlei "Technik" nicht als fremdes, künstliches Material appliziert wird, sondern biogenetisch-evolutionär oder in Form biologischer Implantate - die Fantasy ist voll von solchen Ideen (vielleicht aufbauend auf dem Konzept von Ameisenkolonien oder Bienenstöcken), ganz zu schweigen von der "Magie", die auch als eine Form biologischer Technik verstanden werden kann, Technik, aber mit einem anderen Fundament als unseren Naturwissenschaften.

     

     

    Was zum Beispiel, wenn die Raptoren, die sich vor 65 Millionen Jahren zur kulturschaffenden, hochintelligenten Spezies auf Erden entwickelten, insbesondere leicht verrottende biologische Materialien verwendeten, statt Stein oder Metall (selbst diese wären aber heute zur Unkenntlichkeit verrottet), dieses aber ebenso innerhalb kürzester Zeit zum globalen Kollaps führte, wie die Technik der Menschen? (die Analogie zur menschlichen Entwicklung ist so frappierend, dass es fast wahrscheinlicher ist, als der Meteorit, der die Erde getroffen hat - was, wenn die Entwicklung einer extrem dominanten Spezies immer den Kollaps der natürlichen Ordnung nach sich zieht?). Sie könnten eine der "älteren Zivilisationen" sein, ohne Spuren zu hinterlassen, und ohne, dass je eine Verschmelzung von künstlicher Intelligenz/Technik und Körper/biologischer Intelligenz stattgefunden hätte - extreme Langlebigkeit lässt sich leicht "züchten", ist aber in jeder Form problematisch, weil Entwicklung damit immer verlangsamt wird. Sowohl biologische Anpassung, als auch zivilisatorische: Selbst wenn die technischen Körper erneuert würden, der Verstand bliebe der alte.

  • F
    felix

    Zukunftsforscher haben schon vor Jahrzehnten vorausgesagt, dass bei einer sich weiterentwickelnden Zivilisation die Form des organischen Lebens nur eine kurze Episode ist. Aus jeder sich technologisch weiterentwickelnden Zivilisation wird früher oder später eine Maschinengesellschaft. Zunächst sind organisches Leben und Maschinen noch getrennt. Dann wachsen sie langsam zusammen. Als erstes gibt es technische Geräte und einfache Maschinen, die dauerhaft in organischen Körpern verbleiben: Z.B. Brillen, Kontaktlinsen, Herzschrittmacher, Prothesen. Dann schreitet die Entwicklung voran: Sensorimplantate, um elektronische Computer mit Gehirnen zu verbinden. Künstliche Intelligenz entsteht, irgendwann entstehen entweder künstliche Bewußtsein oder menschliches Bewußtsein und Maschinen verschmelzen. Am Ende der Entwicklung steht eine Maschinenzivilisation, die sich völlig frei im Weltraum bewegen kann und nicht mehr auf einen Planeten wie die Erde als Wohnort angewiesen ist. Eine solche Maschinenzivilisation wird sich dann auf den Weg ins Zentrum der Galaxie machen, wo es Materie und Energie im Überfluss gibt. Dort wird sie vielleicht auf ältere Zivilisationen treffen.

     

    Es ist eine unweigerliche Entwicklung: Jedes organische Leben entwickelt sich zu einer Maschinenziviliation, sofern ein kontinuierlicher technischer Fortschritt stattfindet.

  • J
    julia

    Na, das ist doch keine "konsequente Abwehr" ;)

  • A
    anonym

    Also die Richtung, die diese technische Entwicklung einschlägt will mir ganz und gar nicht behagen.

    Konsequent weitergedacht wird die "augmented reality" zu sozialer Vereinsamung führen. Mangelnde gesellschaftliche Partizipation wird ein weiterer Effekt sein. Und eine zukünftige Jugend, die sich in diese Parallel-Realität flüchten kann, wird sich wohl kaum mehr die Mühe machen gegen herrschende Umstände zu rebellieren. Bald laufen die Leute nicht nur noch mit Stecker im Ohr sondern diesen Brillen durch die Gegend und haben ihre digitalen Gespielinnen o.Ä. immer dabei.

  • D
    deviant

    Wirklich interessantes Video, erinnert mich an erste Gehversuche ambitionierter Linuxentwickler, die die Kinect-cam zur gestenbasierten Steuerung ihres OS benutzen wollten...noch interessanter aber, dass sich die großen Zeitungen scheinbar langsam der Internetgemeinde öffnen. In der FAZ heute ein Kommentar zum Internetphänomen "My little Ponies", der laut Kommentaren recht zutreffend ist (bisher nahezu völlig an mir vorbei gegangen), jetzt weiß sogar die taz, wer denn das ähnlich penetrante Phänomen Hatsune Miku ist - und das in Deutschland, wo derlei Kunstformen noch ein Randphänomen sind - ganz anders als zum Beispiel bei den francophonen Nachbarn.