Video der Woche: Gnadenlos gemolken
Beim „Milking“ schüttet man sich einen Karton Milch über den Kopf, filmt das und stellt das Video ins Netz. Österreichische Milchbauern finden das gar nicht lustig.
Im Netz passiert eigentlich nur Blödsinn und vor allem verleitet das Netz dazu, nur Blödsinn zu machen. Zum Beispiel, regungslos in der Öffentlichkeit zu liegen, das zu filmen und im Netz zur Schau zu stellen. Zum Beispiel sich zu fotografieren, wie man kopfüber an außergewöhnlichen Orten hängt und das ins Netz zu stellen. Zum Beispiel sich wie eine Eule auf Möbelstücke zu hocken, ein Foto zu machen und das ins Netz zu stellen.
Oder eben sich einen Milchkarton zu nehmen, damit einen öffentlichen Platz aufzusuchen, und sich die Milch über den Kopf auszuschütten – das zu filmen und ins Netz zu stellen.
„Milking“ heißt dieser neueste Blödsinn aus dem Netz. Der Erfinder des Blödsinns ist angeblich der Student Tom Morris. Er habe sich das mit Freunden am Küchentisch ausgedacht, sagte er der Zeitschrift Cosmopolitan und Ende November ein Video hochgeladen. Inzwischen wurde es mehr als 500.000 Mal angeschaut und mehrmals nachgeahmt – es gibt sogar eine Zeichentrickversion.
Empfohlener externer Inhalt
Doch nicht alle finden das witzig, zum Beispiel die von österreichischen Bauern finanzierte Marketingagentur AMA. „In Zeiten, in denen ohnehin viel zu viele Lebensmittel im Müll landen, ist es schon hinterfragenswert, dass Milch einfach verschüttet wird“, heißt es dort. Eine Werbeagentur durfte ein „Antwortvideo“ drehen, in dem ein junger Mann einen Karton Milch zwar ebenfalls über seinen Kopf ausleert, aber ihn auch in einem Zug auszutrinkt.
Abgesehen davon, dass der junge Mann im Video die Milch wohl gar nicht trinkt – sondern diese hinter sich schüttet und der Kamerawinkel nur den Anschein des Trinkens erweckt – vergisst die AMA wohl, dass es keine zwei Wochen her ist, dass Milchbauern mehrere Tausend Liter Milch vor dem EU-Parlament verschütteten um gegen niedrige Milchpreise zu protestieren. Die paar Liter Blödsinn dürften dagegen kaum ins Gewicht, respektive das Volumen, fallen.
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