Video der Woche: Tausend tanzende Mauszeiger
Die gute alte Tante Crowd mal wieder: Das interaktive, sich ständig neu generierende Musikvideo der Indiepop-Band Light Light feiert den nahen Tod des Cursors.
Folge dem grünen Punkt! Welches Geschlecht hast du? Forme eine Maske! Wo stehst du auf dieser Linie? Lass die Finger von dem Model! Die Anweisungen, die auf „Do not Touch“ auf dem Bildschirm erscheinen, sind einfach. Jeder kann sie mit seinem Mauszeiger befolgen und fast jeder tut es auch, Spieltrieb und so.
Das Tolle daran: Man sieht nicht nur den eigenen Mauszeiger, sondern auch die Aktionen von Hunderten Leuten, die den gleichen Parcours in der jeweils vergangenen Stunde durchlaufen haben. Denn alle Cursor-Bewegungen werden aufgezeichnet – und so entstehen laufend neue Versionen des Videos.
Und erst durch die gute alte Tante Crowd funktioniert das Konzept so richtig, mal synchronisiert, mal kooperativ: Auf einer Weltkarte zeigen sich die Nutzer gegenseitig ihre Wohnorte und Traumziele, gemeinsam spielen sie Instrumente oder bauen sich – Swimmy-like – zu Dingen und Figuren auf.
Doch eigentlich ist das alles ja ein Musikvideo, „Kilo“ heißt das Lied: Synthiepop von //www.facebook.com/lightlight:Light Light aus Holland, genauso schön und eingängig wie die Idee von „Do not Touch“. Die virale Vermarktung funktioniert, schon mehr als eine Million Mal wurde das Video ab- und durchgespielt.
Empfohlener externer Inhalt
Gebaut wurde das alles von Roul Wouters und seinem Designstudio Moniker aus Amsterdam, das vorher schon für die Interaktiv-Film-Projekte Now, Take a Bow und One frame of Fame verantwortlich zeichnete – und das als Easter Egg in der browsereigenen JavaScript-Konsole noch ein wenig Making-of-Erklärungen versteckt hat.
Neben all der Spielerei gibt es übrigens noch einen quasi-ernsten Hintergrund: der, angesichts der aufkommenden Touchscreen-Ära, bald bevorstehende Tod des Mauszeigers. „After 50 years of pointing and clicking, we are celebrating the nearing end of the computer cursor with an ever-changing music video where all our cursors can be seen together for one last time“, heißt es auf der Seite von „Do not touch“.
Also dann. Lasst sie tanzen!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind