Video-App Tiktok vor Facebook-Diensten: Platz 1 ohne elterliche Empfehlung
Keine App wurde 2020 häufiger heruntergeladen als TikTok. Leicht wurde ihr der Weg an die Spitze dabei nie gemacht.
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Die Videoplattform Tiktok war 2020 die am häufigsten heruntergeladene App der Welt. Damit stößt sie zum ersten Mal alle Facebook-Apps vom Thron, die dieses Ranking seit seiner Gründung 2018 dominierten. Dabei lag die App 2019 noch auf Platz vier. Der Aufstieg von Tiktok bahnte sich langsam, aber stetig an, auch wenn die vom chinesischen Unternehmen Bytedance betriebene App immer wieder mit Gegenwind zu kämpfen hatte.
Vergangenes Jahr noch hatte der damalige Präsident Donald Trump versucht, die App in den USA zu verbieten. Ganz in Trump-Manier, war die Begründung nichts geringeres als die Gefährdung der nationalen Sicherheit. Und America First gilt natürlich auch: Bytedance sollte Tiktok an US-amerikanische Investoren verkaufen. Nur die Zeit war gegen ihn, Trumps Nachfolger hob die bis dahin erlassenen Dekrete im Juni dieses Jahres auf.
Die Pandemie allerdings unterstützte den Hype: Plötzlich schauten nicht mehr nur alle abends zu Hause auf der Couch die lustigen Videos, sondern vertrieben sich die Zeit auch aktiv mit Klopapier- oder Tanz-Challenges. Mittlerweile wird die Zahl der weltweiten Tiktok-Nutzer:innen auf über eine Milliarde geschätzt.
Für viele der über 18-Jährigen hat Tiktok erst als offizieller Partner der Euro 2020 die internationale Bühne betreten. Von den zwölf offiziellen Sponsoren erzielte Neueinsteiger Tiktok die größte Wirkung, so eine aktuelle Umfrage der Sportmarketingagentur ONE8Y. Auch bei den Olympischen Spielen in Tokio haben viele Athleten die Plattform für sich entdeckt, haben die Zuschauer:innen auf Fahrradtouren durch das olympische Dorf mitgenommen oder an gemeinsamen Yogastunden teilnehmen lassen.
Eine Hürde für Tiktok gibt es noch: die Eltern. Denn während weltweit Kinder und Jugendliche ihre helle Freude mit der App haben, sind Eltern vor allem besorgt. In Brasilien löschte eine Mutter kürzlich den Account ihrer 14-jährigen Tochter, inklusive der 1,7 Millionen Follower. „30 identische Selfies und kleine Tänze, die jeder machen kann“ – das machte in ihren Augen den Account ihrer Tochter aus. Verbieten lässt sich die App nicht, so recht das vielen Eltern wohl wäre. Ginge es nur nach der Jugend, hätte Tiktok Platz 1 schon länger inne.
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