VfL Wolfsburg vor Ende einer Erfolgsära: Runter von den Tischen
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg stehen erstmals seit langem vor einer titellosen Saison. Der Klub muss sich nun bekennen.

S eit 2013 haben die Fußballerinnen vom VfL Wolfsburg zumindest einmal im Jahr auf den Tischen tanzen können. Seit Freitagabend sieht es danach aus, dass es diese Saison erstmals nichts zu feiern gibt. Nach dem Pokalaus im Februar in Hoffenheim sind die Hoffnungen auf die Deutsche Meisterschaft nach der Niederlage beim Tabellenführer Bayern München (1:3) extrem geschrumpft.
Über ein Weiterkommen in der Champions League gegen Europas stärkstes Team, den FC Barcelona, will im Verein ohnehin niemand reden. Am Mittwoch ist Barça zu Gast in Niedersachsen. Trainer Tommy Stroot spricht von einer „Mammutaufgabe“.
Dass die Gegnerinnen immer gigantischer erscheinen, ist für den früheren Serienmeister eine bittere Entwicklung. Schließlich hat der Konzernklub trotz der Krise von VW vor der Saison nicht nur den Etat des Männerteams um zehn Millionen Euro aufgestockt, auch die Frauen sollen mehr bekommen haben, wie die Sport Bild berichtete. Zahlen wurden keine genannt. Immerhin konnte nach zahlreichen schmerzhaften Abgängen eine Spielerin wie die niederländische Nationalstürmerin Lineth Beerensteyn verpflichtet werden, die am Freitag nach feinem Solo den Ehrentreffer erzielte.
Wolfsburger Abgänge
Stärker ins Gewicht fallen offenkundig die Abgänge der letzten Jahre. Die ehemalige Wolfsburgerin Pernille Harder war im Trikot des FC Bayern mit zwei Treffern und einer Vorlage die Unterschiedsspielerin auf dem Platz. Ihren jüngsten Wolfsburg-Einkauf, Lena Oberdorf, konnten die Münchnerinnen dieses Mal noch nicht einmal einsetzen, weil die deutsche Nationalspielerin nach ihrem Kreuzbandriss im Sommer im Aufbautraining ist.
Nach Berechnungen des Online-Portals Soccerdonna ist der Wert des Kaders der Wolfsburgerinnen im Vergleich zum FC Bayern fast nur noch halb so hoch. Und sollte Jule Brand, Wolfsburgs derzeit beste Spielerin, im Sommer ins Ausland wechseln, wie gemunkelt wird, dürfte sich dieser Trend verstärken.
Der VfL vermag es noch, Eintracht Frankfurt, der drittstärksten Kraft in der Liga, die Nationaltorhüterin Stina Johannes abspenstig zu machen. Für einen weiteren Titel müsste der Verein aber auch finanziell ein qualitativ neues Bekenntnis zum Frauenfußball aussprechen.
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