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VfL Wolfsburg - Mainz 05Kampf der Kulturen

Der Wolfsburger Trainer Armin Veh gibt nach dem 3:3 gegen Mainz 05 den Anspruch auf, um die Tabellenspitze der Bundesliga mitzuspielen. Zumindest bis auf weiteres.

Bei allem Respekt für die 05er: "Um den Anspruch zu haben, oben mitzuspielen, muss man Mainz zuhause schlagen" Bild: dpa

Armin Veh hat eine Antwort für jene, die sich auch nach dem 3:3 gegen Aufsteiger Mainz 05 weiter fragen, wohin der Weg des deutschen Fußballmeisters im Jahr nach dem Titel führt. Bei allem Respekt für die 05er: "Um den Anspruch zu haben, oben mitzuspielen, muss man Mainz zuhause schlagen", sagte der Trainer und Manager des VfL Wolfsburg. Was heißt das denn nun? "Das, was ich gesagt habe", brummte Veh und verzog keine Miene. Verwirrung im Auditorium. Wenn man den Augsburger Philosophen hier mal interpretieren darf: Mainz wurde nicht geschlagen. Und damit kann man den Anspruch, oben mitzuspielen, nicht aufrechterhalten. Das gilt bis auf Widerruf.

Es war indes ein richtig ansehnliches Bundesligaspiel, in dem dem VfL eine 2:0- und eine 3:2-Führung nicht zum Sieg reichte. Martins (7. und 20.), sowie Misimovic (64.) trafen für Wolfsburg, Amri (35.), Ivanschitz (41.) und Hoogland (85.) für Mainz. Aus Wolfsburger Sicht war es Fahrlässigkeit, aus Mainzer Sicht Folge jener "breiten Brust", mit der Trainer Thomas Tuchel sein Team agieren sah.

Vor allem war es eine Art Kampf der Kulturen: Auf der einen Seite Vehs Versuch, sein Team auf Ballbesitzfußball umzustellen, der deutlich sichtbare Fortschritte macht. Auf der anderen Thomas Tuchels erdige Interpretation der Württemberger Schule, das ist Hochgeschwindigkeitskonterfußball der den Gegner beim Umschalten auf dem falschen Fuß erwischen will. In den ersten 30 Minuten und einigen weiteren Phasen waren die Wölfe in der Lage, sich auch durch enge Räume elegant durchzukombinieren. Das ist neu. Nachdem Tuchel zur Halbzeit mit Svensson einen dritten Innenverteidiger gebracht hatte, "um die Schnittstelle zu schließen", war Mainz aber deutlich kompakter.

Aufsteiger Mainz hat nun nach 11 Spieltagen bereits 18 und damit die Hälfte jener Punkte gesammelt, die man wohl braucht, um nicht abzusteigen. Das ist ein gutes Polster. Wolfsburg hat auch 18, aber zuhause bereits acht Punkte liegen lassen, das ist viel. Bei der Ursachenforschung kommt einiges zusammen, aber besonders auffällig ist die schlampige Defensivarbeit, die im Ligabetrieb nun schon zu 19 Gegentoren geführt hat. Das späte 3:3 ärgerte Veh besonders, und das mit Recht. Im Prinzip wird Mainz ungefährlicher, wenn es kommen muss, und im speziellen Fall stand die Abwehr (eigentlich) und war sogar in Überzahl.

Wolfsburg steht nun vor einer diesmal wirklich wegweisenden Woche: Am Dienstag muss man in der Champions League zu Besiktas Istanbul, am Samstag zum Tabellennachbarn 1899 Hoffenheim. Istanbul werde ein "Hexenkessel", sagt Veh, in dem man bestehen müsse. Man sollte zumindest nicht verlieren, um das Achtelfinale anpeilen zu können. Wie geht er es an? Im Normalfall, sagt Veh, werde der VfL "aus geordneter Defensive auf Konter spielen." Das könnte ein Problem werden: Im Normalfall nämlich hat der VfL Wolfsburg derzeit keine geordnete Defensive.

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