VfL Osnabrück wieder glücklos: Rückschlag an der Bremer Brücke
Fußball-Drittligist VfL Osnabrück kassiert die zweite Heimniederlage in Folge: Gegen Arminia Bielefeld verlieren die Niedersachsen 0:1.

„Zu Beginn haben wir eine Kaderanalyse vorgenommen und beschlossen, die Mannschaft in einem 3-5-2 System spielen zu lassen und für diese taktische Änderung den Kader weiter zu verstärken“, beantwortet der 53-Jährige die Frage, wie er die Mannschaft in die Spur gebracht hat. Zuvor hatte der VfL im 4-3-3-System agiert. Im Trainerteam sei zudem entschieden worden, so Antwerpen weiter, die Intensität im Training zu erhöhen und besonders die Abläufe in der Spieleröffnung und das Umschalten in beide Spielrichtungen zu verbessern.
Seine Erfolge erreichte der VfL nicht mit den Stammspielern aus der Vorsaison, als er noch in der 2. Fußball-Bundesliga antrat: Torjäger Erik Engelhardt ging nach Cottbus, Timo Beermann und Maxwell Gymafi saßen die meisten Spiele auf der Bank, und Ba-Muaka Simakala, mit sieben Toren interner Torschützenkönig, wurde auch am vergangenen Samstag gegen Bielefeld aus dem Kader verbannt.
Dafür stellte Antwerpen den erst 19-jährigen Ismail Badjie als Mittelstürmer auf. „Der Kader für den Spieltag“, sagt Antwerpen nüchtern, „setzt sich aus den analysierten Trainingsleistungen und Trainingsdaten zusammen.“ Genauso habe man im Team beschlossen, welche Spieler für den VfL Osnabrück die notwendige Resilienz und Bereitschaft mitbringen, sagt er weiter. „Danach stand der Kader für die Rückrunde.“
Resilienz wussten die Osnabrücker nach der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Wehen Wiesbaden dann am darauf folgenden Mittwoch in Stuttgart zu demonstrieren: Da gewannen sie mit 2:1.
Zahlreiche Chancen für Gegner aus Bielefeld
Genau diese Resilienz hat den Südwestniedersachsen nun gefehlt gegen Arminia Bielefeld: Die Gäste aus Ostwestfalen – Antwerpen zufolge „selbsternannt eine der besten Mannschaft im Ballbesitz in Deutschland“ – traten mit dem Rückenwind und Selbstbewusstsein ihrer jüngsten Pokalerfolge auf. Die Arminia gab in dem Derby von Beginn an die Marschrichtung vor und ging folgerichtig nach nur 14 Minuten bereits in Führung. Erzielt wurde das Tor von Stefano Russo: Die Gäste hatten die Unordnung in der VfL-Abwehr nach einer Ecke ausgenutzt.
Danach ließen die Bielefelder sich von der hitzigen Derby-Atmosphäre im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke nicht anstecken, sondern spielten souverän weiter. Passenderweise schwenkte vermutlich ein Bielefelder Ultra ein Banner mit dem Konterfei des Drogenbosses Hector Salamanca: In der TV-Serie „Breaking Bad“ lenkt der die Geschicke seiner Dynastie aus dem Hintergrund.
Mit einem weiteren Tor hätten die Bielefelder den Sack früh zu machen können. Sie hatten dazu auch zahlreiche Chancen, waren den Osnabrückern überhaupt in vielen Belangen überlegen. Zu wünschen übrig ließ indes die Konsequenz der Arminia: Statt nun einen komfortablen Vorsprung herauszuschießen, vergab sie – teils kläglich – so manche hochkarätige Chance. Bezeichnend: Auf der Gegenseite schwenkte in der Kurve der VfL-Ultras ein Fan die weiße Fahne – ohne Ergänzung in Lila.
Erst in der Mitte der zweiten Hälfte entdeckten die Osnabrücker ihren Kampfgeist und es wurde ein packendes Derby, bei dem das Pendel auf die Seite des VfL schwenkte. Doch auch die vielen Fouls schüchterten die Bielefelder nicht ein. Die (allzu) spät entdeckte Leidenschaft, dazu technische Unzulänglichkeiten reichten in der Summe nicht für Osnabrück, um die Bielefelder zu besiegen.
So verharrt der VfL im unteren Tabellendrittel, Arminia Bielefeld hingegen hat den Anschluss an die Aufstiegsplätze geschafft. Die Saison 2024/2025 dauert noch bis zum 17. Mai. Manche Fans des VfL sehnen wohl schon die Zukunft herbei und hoffen auf bessere Zeiten. Doch auch hier bleibt Trainer Marco Antwerpen nüchtern: „Die nächste Saison ist aktuell kein Thema.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!