Veteranentag für Soldaten gefordert: Solidarität für Soldaten
Der ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe, will einen Veteranentag für SoldatInnen und mehr "menschliches Interesse" für ihre Schicksale.
BERLIN taz | Der kürzlich verabschiedete ehemalige Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Reinhold Robbe (SPD), will mehr gesellschaftliche Unterstützung für SoldatInnen, die Auslandseinsätze hinter sich haben. Für solche Veteranen will er beim Deutschen Fußballbund für kostenlose Stadionbesuche werben. Mit Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden will Robbe über eine Vereinbarung verhandeln, wie SoldatInnen besser integriert werden können.
Zudem fordert er als zentralen Punkt einen Veteranentag, an dem die SoldatInnen im Mittelpunkt stehen sollen - durch Empfänge bei Bürgermeistern, Familientage in Vereinen oder Einladungen durch Regierungspräsidenten. Die Ideen entstanden in der von ihm ins Leben gerufenen Initiative "Solidarität für Soldaten", ein Zusammenschluss von Verbänden, Organisationen und Gruppen, die nicht der Bundeswehr angehören.
"Nicht nur die Politiker stehen in der Pflicht, sondern alle Verantwortungsträger in der Gesellschaft", sagte Robbe. Da sich Soldatinnen und Soldaten ihm gegenüber immer wieder über die zu geringe menschliche Zuwendung in der Gesellschaft beklagt hätten, gelte es ein "ehrliches Interesse" zu wecken. "Soldaten haben einen Anspruch darauf, schließlich folgen sie den Beschlüssen des deutschen Bundestages", sagte Robbe. Ziel der Initiative ist zudem, besser über die die Arbeit der SoldatInnen zu informieren. Viele Bürger wüssten nicht einmal, dass sich die Meisten nicht freiwillig für Einsätze im Ausland melden, sondern einem Befehl Folge zu leisten haben. Es solle zudem mehr Dialog mit gesellschaftlichen Eliten geben.
Die Anerkennung von Soldaten ist schon lange ein Anliegen von Robbe - vor kurzem forderte er, Gewerkschaften sollten am Tag der Arbeit Soldaten in ihre Gedenkminute mit aufnehmen. Die politischen Reaktionen auf seine Initiative fallen nach taz-Anfragen sehr unterschiedlich aus: Rainer Arnold, verteidigungspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion sagte, wichtiger als Sonntagsreden sei für die SoldatInnen Familienfürsorge, Hilfe beim Übergang in den Beruf oder eine Diskussion über die Rolle von Frauen in der Bundeswehr. Dass Soldaten keine gesellschaftliche Anerkennung fänden, sei falsch. "Ich glaube, da reagieren einige überempfindlich. Wir müssen nicht den Weg der Amerikaner gehen, bis hin zu einer Heroisierung. Ein Veteranentag entspricht nicht unserer Kultur des Umgangs mit der Bundeswehr", sagte Arnold.
Sein Kollege Omid Nouripour von der Grünen Bundestagsfraktion teilt Robbes grundsätzliche Einschätzung: "Es gibt keine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Soldatinnen und Soldaten. Ihre Familien psychisch und moralisch zu unterstützen ist die Verpflichtung aller, egal, ob man für oder gegen Auslandseinsätze ist", sagte er. Einen Tag der Veteranen lehnt Nouripour nicht generell ab, eine politische Vorgabe hält er allerdings für falsch. Eine solche Debatte müsse gesellschaftlich wachsen.
Robbe erklärte gegenüber der taz, es gehe ihm explizit nicht darum, mehr Akzeptanz für Auslandseinsätze der Bundeswehr zu schaffen. Genau das wirft ihm der verteidigungspolitische Sprecher der Partei Die Linke, Paul Schäfer, vor. Für menschliche und soziale Probleme von SoldatInnen müsse man zwar Lösungen finden, allerdings werde versucht, aus der noch überwiegend positiven Wahrnehmung der Bundeswehr Zustimmung für Auslandseinsätze zu schinden. "Veteranentage und ähnlich unhinterfragende Jubelveranstaltungen sind Teil eines exklusiven Militärkultes", sagte Schäfer.
Leser*innenkommentare
zeitgenosse
Gast
mir wir regelrecht übel bei der lektüre dieser kommentare.
zu den einsätzen der bundeswehr kann man eingestellt sein wie man will - so pauschal abwertend über soldaten zu schreiben ist mindestens ebenso wiederwärtig wie die ach so schlauen schreiberlinge den soldatenberuf empfinden. ich möchte nicht wissen, wieviele davon als erstes "buh" auf die regierung schreien, wenn sich deutschland aus seinen internationalen verpflichtungen feige verkrümeln würde und wir es wirtschaftlich zu spüren bekommen, was es macht- und wirtschaftspolitsch heißt, nicht mehr mit den großen hunden zum pinkeln gehen zu können. das ist zwar bitter, aber leider gottes so - und das militär ist bekanntlich der spielball der politik. eine politik, die zwar vielen nicht gefällt, aber dennoch uns den gern in anspruch genommenen wohlstand und ein bequemes soziales netz beschert. was das betrifft, sind wir alle miteinander so verweichlicht, dass die meisten sich nicht vorstellen können, den eigenen gürtel enger zu schnallen, dafür aber lauthals und ohne nachzudenken über andere herziehen. und wenn ich sie alle höre, geht es mir mit ihnen auch so.... igitt!
p.s.
davon abgesehen bräuchte ich keine freien fussballkarten oder gedenktage, wenn das was die soldaten machen von solchen leuten wie ihnen nicht derartig mit dreck beworfen werden würde.
Peter W.
Gast
@Bender:
Ich verstehe was sie meinen, wenn Frauen sowieso wie Möbel behandelt werden dann brauchen sie auch keine Bildung, sie sind aber ein ganz Schlauer. /Ironie
Ich bleibe dabei, auch wenn ich den Einsatz nur teilweise gut finde danke ich unseren mutigen Soldaten.
Bender
Gast
@ Peter W.: Und was ist mit dem Gesetz das Frauen in der Ehe quasi sexuell vergewaltigt werden dürfen, das von der "demokratischen" Regierung Karsais eingeführt wurde?? Ist das etwa die tolle "Freiheit" die man den Afghanen gegeben hat?? Da kann ich getrost darauf verzichten und ich glaub die Afghanischen Frauen auch!!
Außerdem waren, sind und bleiben Soldaten nunmal Mörder auch wenn sie angeben "für eine Gute Sache" einzutreten.
Floda Nashir
Gast
Die "Gesellschaft" zahlt doch schon die medizinischen Kosten der posttraumatischen Aufpäppelung der nicht ganz so harten Burschen. Was denn noch? Gedenktag? Soldaten haben den Beruf des Mörders selbstbestimmt gewählt und dürfen/müssen dann also auch als solche behandelt werden.
vic
Gast
Solidarität mit Soldaten?
Vergesst es, meine Solidarität gehört den Opfern der Soldaten.
Kurt
Gast
Zitat:
"Soldaten sind Mörder"
Noch Fragen?
Matthias Glatz
Gast
Soldaten sind Mörder.
Wer sich als Mörder beschäftigen läßt, weiß genau, worauf er/sie sich einläßt und hat im Falle einer eigenen Verletzung folglich rein garkeinen Grund sich zu beschweren. Hätten sie halt einen richtigen Beruf gelernt.
puck
Gast
@gelderlander
Darf man mal fragen, welche "verfassungs- & völkerrechtswidrigen Angriffskriege" Sie meinen?
Falls Sie die Einsäzte in Ex-Jugoslawien oder in Afghanistan meinen, haben Sie anscheinend etwas gründlich mißverstanden. Vor allem die deutsche Geschichte.
Peter W.
Gast
Die Soldaten die in Afghanistan ihr Leben lassen sind für mich Helden.
Alleine schon da durch den Einsatz dort den afghanischen Frauen ermöglicht wird Schulen zu besuchen, unter Talibanherrschaft durften sie das nicht.
Punkt.
guapito
Gast
@ Veteran:
Für mich sind Soldaten die andere Menschen töten keine Helden sondern Mörder und ich spucke höchstens auf sie.
Helden sind Leute die sich für friedliche Konfliktlösungen einsetzen.
Soldaten sind immer nur willige Helfer des Bösen und deshalb nicht mehr als der Dreck unter meinen Nägeln!
JPL
Gast
Gesellschaftliche Anerkennung für Soldaten ist gar nicht wünschenswert. Das sollte funktionieren wie bei Nazis: Gesellschaftliche Ächtung, so dass es nicht cool ist, bei solchen Vereinen mitzumachen; dazu Aussteigerprogramme, die eine Rückkehr in die Zivilgesellschaft erlauben. Vor diesem Hintergrund bin ich für eine Betreuung psychisch geschädigter Soldaten, Hilfe beim Übergang in einen Beruf etc.
Bezüglich Freikarten: Für Auslandseinsätze gibt es Zulagen zum Sold, davon dürfen sich die Teilnehmer ihre Fußballtickets gerne selber kaufen.
Max
Gast
"Soldaten sind Mörder!"
Soldaten raus aus der Zivilgesellschaft!Militär hat nichts zu suchen unter den Zivilisten.Weder in IUniform,noch "ausrangierte" Soldaten!
Gegen Militarismus,Bundeswehr abschaffen!
Veteran
Gast
Gibt es doch: Den "Heldengedenktag".
Nichts anderes sollten gefallene Soldaten bzw. Soldaten a.D. für die Bevölkerung sein.
vic
Gast
Streicheleinheiten für Soldaten, na das fehlte noch.
Macht`s euch doch selbst.
Georg Fahrbach
Gast
Jetzt bekommen sogar die, die für ihre Dummheit schon Steuergelder bekommen noch einen Feiertag. Das Geld ist in der Bildung besser aufgehoben, dann laßen sich auch nicht nehr soviel Dumme auf den Krieg der Politiker ein!!! Denn auch Dummheit ist erlernbar - davon zeugt das BRD Bildungssystem.
Jack Stern
Gast
deutschland wird den amerikanern oder den fransozen immer ähnlicher. die zeit andem die beigabe ''die große nation deutschland'' gefordert wird ist nicht weit scheind mir.
nur was hätte den deutschland aus seiner jüngeren geschichte gelernt wenn sie ofensiv wie die ''großen nationen'' (frankreich, usa und rtitannien) aggiert die wirklich in jedem konflikt drekt oder indrekt ihre finger stecken haben?
iBot
Gast
Dass Herr Robbe nur noch ehemaliger Wehrbeauftragter ist, ist eine der raren positiven Seiten von Schwarz-Gelb....
Bernd Mehrens
Gast
Die "Soldatinnen" sind doch freiwillig in die BW
eingetreten, da muß man dann schon mal einen Kampfeinsatz gegen Soldbezahlung mitmachen - wahrscheinlich wollten die alle nur einen wirklich lauen Job auf Steuerzahlers Kosten?
willy
Gast
Sind wir schon wieder soweit?
Deutschland braucht einen "Heldengedenktag"?
Wüstenfuchs
Gast
Jene, die einem unmenschlichen Handwerk nachgehen, sehnen sich nach mehr menschlicher Zuwendung. Natürlich gestehe ich jedem Soldaten den Weg zurück in die Zivilgesellschaft zu und zweifelsfrei haben derart geläuterte auch einiges aufzuarbeiten. Der Rest muss damit leben, es freut mich nicht, dass als Metzger Metzger etwas taugen und kuscheln möchte ich mit diesen Leuten auch nicht.
Übrigens, den Beschlüssen des Deutschen Bundestags Folge zu leisten adelt per se zunächst einmal Nichts und Niemanden, die halten ja häufig nicht einmal mehr der sehr großzügigen Verfassungsgerichtsbarkeit Stand.
Stimmvieh
Gast
Ich halte die Idee für hochgradig schwachsinnig:
- "Für solche Veteranen will er beim Deutschen Fußballbund für kostenlose Stadionbesuche werben." - Da wäre es wohl erstmal wichtiger, dass SoldatInnen, die traumatisiert aus Einsätzen zurück kehren, angemessene therapeutische Behandlung bekommen [noch besser wäre es freilich, die Menschen gar nicht erst in solche Einsätze zu schicken, aber wenn der Staat das Kind in den Brunnen wirft, hat er in meinen Augen auch die verdammte Pflicht, es wieder heraus zu holen]. Aber ein paar Fußball-Tickets sind natürlich deutlich preiswerter.
- '"Nicht nur die Politiker stehen in der Pflicht, sondern alle Verantwortungsträger in der Gesellschaft", sagte Robbe.' - Das ist schlichtweg falsch! Nicht "alle Verantwortungsträger in der Gesellschaft" schicken die SoldatInnen auf fragwürdige Auslandseinsätze, sondern der Bundestag und die Bundesregierung. Eine in meinen Augen tatsächlich *sinnvolle* Idee wäre, wenn z.B. einmal pro Monat ein paar VeteranInnen vor dem versammelten Bundestag + Regierung von ihren Erfahrungen im Auslandseinsatz berichten, besonders solche, die im Einsatz verwundet wurden.
- 'Da sich Soldatinnen und Soldaten ihm gegenüber immer wieder über die zu geringe menschliche Zuwendung in der Gesellschaft beklagt hätten, gelte es ein "ehrliches Interesse" zu wecken.' - Bitte, was!? Ich habe die Bundeswehr nicht in den "umgangssprachlichen Krieg" geschickt, und ich habe auch niemand gezwungen, zur Bundeswehr zu gehen. Soll ich mir jetzt einen Soldaten raus picken, den streicheln und sagen, dass es in Ordnung ist, Soldat zu sein? Ist doch nicht meine Schuld, dass die keine gescheiten Berufe gefunden haben! (Und jetzt komm' mir bloß keiner von wegen, auch meine Sicherheit werde am Hindukusch verteidigt, das war eine dreiste Propagandalüge!)
Soll jetzt die ganze Gesellschaft einen auf Hurra-Patriotismus und Heldenkult machen, nur weil unsere Politiker die Bundeswehr in gefährliche und kontraproduktive Auslandseinsätze schicken? Ohne mich!
guapito
Gast
"Veteranentag"?! Auweia!!!
Bobby
Gast
...und so wird mal wieder unter dem Vorwand der Menschlichkeit die Militarisierung der Gesellschaft vorangetrieben. Das Nouripour dies Unterstützung zeigt nur den Rechtsruck der Grünen. Warten wir nochmal weiter 20-30 Jahre ab, und die Grünen stehen dort, wo jetzt die CDU steht.
gelderlander
Gast
Wie bitte?
Reicht das EK nicht? Und das "Ehrenmahl"? Nun auch noch einen "Veteranentag"?
Wofür?
Etwa dafür, das die Bundeswehr an Verfassungs- & Völkerrechtwidrigen Angriffskriegen teilnimmt?
So frei nach dem Motto "Wir sind wieder wer"?