piwik no script img

Versiegelung von GrünflächenGesund, aber bedroht

Für das neue Hulsberg-Viertel am Klinikum Mitte werden 200 Bäume gefällt. Eine Bürgerinitiative protestiert still.

Auch dieser Baum soll dem neuen Hulsberg-Viertel weichen. Foto: Jean-Philipp Baeck

Bremen taz | Rund 200 Bäume haben sie markiert, alle sind sie mit Bändern in orange umwickelt. 200 Bäume auf dem weitläufigen Gelände des Klinikums Bremen-Mitte, die dereinst dem neuen Hulsberg-Viertel werden weichen müssen - und eine Bürgerinitiative (BI) möchte möglichst viele davon retten. „Da wird in den Planungen zu wenig Rücksicht genommen“, sagt BI-Sprecherin Gunhild Stuerwald, die von einem „immensen Verlust an Aufenthaltsqualität“ warnt.

„Das ist natürlich ein emotionales Thema“, sagt Florian Kommer von der zuständigen Grundstücksentwicklungs-Gesellschaft (GEG). Aber es sei dem Projekt „nicht geholfen“, wenn nun jeder einzelne Baum gezählt werde, findet Kommer, der früher das Bremer Zentrum für Baukultur geleitet hat. Auch wenn man es hier mit „sehr wertigem Baumbestand“ zu tun habe.

Den hat ein Gutachten mal näher analysiert, doch es stammt schon von 2011. 428 Bäume wurden seinerzeit gezählt, drei Viertel davon galten als „unbedingt erhaltenswert“, 18 Prozent als stark vorgeschädigt oder gar verkehrsgefährdend. Das waren insgesamt 75 Bäume. Heute sind nach Kommers Angaben 30 der 200 Bäume, die gefällt werden sollen, „nicht verkehrssicher“. Bis 2018 - dann soll der Teilersatzneubau des Klinikums fertig sein - gehört das Gelände aber noch der Klinik-Holding Gesundheit Nord. Und die plant nach Angaben eines Sprechers derzeit „keine Fällaktionen“.

Kommer findet aber ohnedies, dass man „viel intensiver“ über die „neue grüne Mitte“ des Hulsbergs-Viertel reden soll. Auf 14 Hektar sollen ab 2019 rund 1.000 Wohneinheiten entstehen. 18.000 Quadratmeter sind für öffentliches Grün verplant, und nimmt man private Grünanlagen dazu, so rechnet Kommer vor, kommt man auf einen Grünanteil von fast einem Drittel. Er nimmt denn auch für das Bauprojekt einen „behutsamen Umgang mit der Versiegelungsfrage“ in Anspruch. Und die stellt sich gerade in Bremen: Nach der aggressive Baupolitik der großen Koalition hatte Bremen schon 2004 pro Einwohner fast doppelt so viele Siedlungs- und Verkehrsflächen wie München.

Wie genau die Grünflächen des neuen Hulsberg-Viertels aussehen sollen, dazu könne man „noch keine prägnanten Aussagen“ machen, sagt Kommer, der aber schon mal ein neues Bürgerbeteiligungsverfahren ankündigt. In den bisherigen Bürgerforen sei die Frage der Bäume auch zu kurz gekommen, klagt BI-Sprecherin Stuerwald. „Man könnte mehr Baumbestand retten“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!