Verschärfung der Video-Richtlinien: „YouTuben“ schwer gemacht
YouTuber protestieren: Viele Videos müssen ab sofort ohne Werbung auskommen. Denn Google setzt seine Richtlinien nun konsequent durch.
Google erklärte, dass der Konzern bislang zu lasch mit seinen Richtlinien für YouTube-Videos umgegangen sei. In den Guidelines der Videoplattform werden seit 2015 Gewalt, sexuelle Inhalte, Drogen und andere „regulierte“ Substanzen wie etwa Alkohol, kontroverse und sensible Inhalte, selbst wenn dabei auf entsprechendes Bildmaterial verzichtet werde, als Gründe genannt, nicht den Anforderungen für Werbeeinschaltungen zu entsprechen.
Heißt im Klartext, Youtuber, deren Videos als nicht „werbefreundlich“ von Google befunden werden, bekommen ab sofort keine Werbeclips mehr zugewiesen.
Dabei sind gerade Werbung, Sponsoring und sogar Schleichwerbung das A und O für YouTuber, die ihr Hobby teilweise zum Beruf gemacht haben. An vielen Klicks und Zuschauer verdienen sie, der Entzug von Werbung bringt die Ersteller der Videos um Einnahmen.
Ein Beispiel ist der US-Star-YouTuber Phillip Defranco: Nach eigenen Angaben verdient er 250.000 Dollar pro Monat – auch dank zahlreicher Werbeeinnahmen. Über 4,5 Millionen Abonnenten erreicht der 30-jährige New Yorker mit seinen drei- bis fünfmal die Woche erscheinenden Clips. Mehr als 1,5 Milliarden Mal wird sein Kanal „Phillip Defranco Show“ aufgerufen, in dem er ironisch über das aktuelle Weltgeschehen spricht.
Phillip Defranco
Nachdem er ein Video mit dem Titel „YouTube Is Shutting Down My Channel and I'm Not Sure What To Do“ postete und damit YouTubes Vorgehen anprangerte, gelangte das ganze Thema an die Öffentlichkeit. Schon in seinen Begrüßungsworten kommt Defranco auf den Punkt: „Ihr schönen Bastarde – ich denke, dass ich Euch so nicht mehr nennen darf.“ Denn „Kraftausdrücke“ wie diese seien der Grund, dass Defrancos Videos wie viele andere seit der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ohne Werbeclips auskommen müssen.
Auf Twitter und YouTube diskutieren nun viele betroffene Blogger. Ihrer und Defrancos Meinung nach ist die plötzliche Einhaltung der schon länger existierenden Richtlinien eine Zensur der Meinungsfreiheit und der freien Inhalte.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung